Sabine Schäfer studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe die Fächer Klavier, Improvisation und Komposition bei Günter Reinhold, Eugen Werner Velte, Mathias Spahlinger und Wolfgang Rihm, bei dem sie 1992 ihr Konzertexamen in Komposition ablegte. Sie erhielt Förderstipendien der Darmstädter Ferienkurse, der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR und ein Graduiertenstipendium des Landes Baden-Württemberg. In den 1980er Jahren war sie als Composer-Performer tätig und gründete 1983, mit Helmut Bieler-Wendt, die polymediale Gruppe „Panta Rhei“. Seit 1989 ist sie Dozentin für Improvisation und Kreativitäts-Training an der Hochschule für Musik Karlsruhe.[1]
Ein Auslandsstipendium des DAAD ermöglichte ihr 1989, ihre Studien auf dem Gebiet der digitalen Klangerzeugung und der Raumklangsteuerung an Computermusikzentren der USA (CCRMA) und der Niederlande (STEIM, Institute of Sonology) fortzusetzen. Von 1990 bis 1992 entwickelte sie das Raumklangkunst-Projekt „TopoPhonien“,[2] für das sie 1993 den Siemens-Medienkunstpreis[3] erhielt. Im Rahmen dieses Projektes entstand in Kooperation mit der Universität Karlsruhe (TH) und dem ZKM Karlsruhe sowie dem Hard- und Software-Entwickler Sukandar Kartadinata[4] ein eigenes computerbasiertes Raumklang-Steuerungssystem, mit dem die Künstlerin eine Vielfalt von Klanginstallationen realisierte. Ihre Raumklangkompositionen wurden konzertant, als auch installativ in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Holland, Polen, Italien, Österreich, Portugal und den USA aufgeführt und ausgestellt. Seit 2007 sind ihre Mehrkanal-Kompositionen am Institut für Musik und Akustik des ZKM archiviert.[5] Ein Teil der Werke wurde von der Künstlerin für den Klangdom[6] eingerichtet, der von Ludger Brümmer etabliert wurde.
Von 1998 bis 2013 arbeitete sie, als Künstlerpaar, zusammen mit Joachim Krebs auf dem Gebiet der Raumklangkunst, der Klang-Licht-Kunst und der radiophonen Klangkunst. Als künstlerisches Basismaterial für ihre Raumklangkompositionen verwendet das Künstlerpaar insbesondere Tierstimmen, die sie aus wissenschaftlichen Ton-Archiven erhalten und deren zunächst unhörbaren, „inneren“ Klangräume durch Audio-Slowmotion hörbar gemacht werden. Joachim Krebs hat hierzu ein originäres Verfahren Mitte der 1990er Jahre im Rahmen seines Projekts „Artificial Soundscapes“[7] entwickelt und als „EndoMikroSonoSkopie“ bezeichnet. Eine wesentliche Grundlage zur Gewinnung ihres künstlerischen Basismaterials ist ihre Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Institutionen. Für die von Peter Weibel 2009 initiierte Kooperation von ZKM und KIT[8] entwickelten sie das Auftaktprojekt „MicroSonical Shining Biospheres No. 1“.[9] Ihr Ausstellungsprojekt „SolarSonical Insects #2“ mit einem Public Viewing von Natur und Wissenschaft als Kunst, das sie 2012 für das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe realisierten, erhielt eine Spitzenförderung durch den „Innovationsfonds KUNST des Landes Baden-Württemberg“.[10]
Von 2004 bis 2008 war sie Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Elektroakustische Musik (DEGEM) und begründete, gemeinsam mit Michael Harenberg, das Online-Radio „DEGEM Webradio@ZKM“, das sie bis 2008 leitete.
Seit 2014 führt sie das Künstlerpaar-Werkschaffen im Rahmen ihres Kunstprojektes TopoPhonien[11] weiter. Seit 2017 ist Sabine Schäfer Mitglied in der GEDOK Karlsruhe e. V. und stellvertretende Fachbeirätin des Fachbereichs Fotografie/Medienkunst. 2019 übernahm sie dort zusätzlich die Position als stellvertretende Vorsitzende.
Werke (Auswahl)
Solo-Werke
Begehbare und konzertante Raumklang-Installationen:
Schriften und Rundfunksendungen über Sabine Schäfer (Auswahl)
Ludger Hünnekens: Musik und Neue Medien – die Klangspuren Sabine Schäfers in: „Medienkunstpreis 1993“ Cantz Verlag Stuttgart 1993, ISBN 3-89322-601-X.
Rudolf Frisius: Raumklänge/Klangräume – zur elektronischen Musik von Sabine Schäfer. Portrait-Sendung im Hessischen Rundfunk 1994.
Dieter Daniels: Schritte im Dunkel – unterwegs zu einer interdisziplinären Kunst in: „TopoPhonien“ Kehrer Verlag Heidelberg 1994/2007, ISBN 978-3-939583-54-7.
Manfred Mixner: TopoPhonien – ein Hörbild, Portrait-Sendung im Sender Freies Berlin 1995.
Ingo Wackenhut: Vom Raumklang zum Klangraum – Musik und neue Medien in: „Komponistinnen in Deutschland“ Inter Nationes Bonn 1996.
Helga de la Motte-Haber: Ein Hörbild – Tableau I-III von Sabine Schäfer. In: „MusikPsychologie – Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie“ Bd.12, Noetzel Verlag 1996, ISBN 3-7959-0704-7.
Rudolf Frieling: TopoPhonicZones – Raumklanginstallationen von Sabine Schäfer in „Medien Kunst Interaktion“ (CD-ROM und Buch) Springer Verlag Wien, New York 2000, ISBN 3-211-83422-2.
Simon Crameri: Von Hörbildern und Tongemälden in: "Paul Klee – Melodie und Rhythmus" Cantz Verlag Stuttgart 2006, ISBN 3-7757-1808-7.
Annette Hünnekens: Brennnessel mit Lilien und Raumklängen in: Neue Landschaft, Patzer Verlag Berlin 2006. ISSN0548-2836
Hanno Ehrler: Das Unhörbare hörbar machen… in: „TopoSonic Arts“ Kehrer Verlag Heidelberg 2007, ISBN 978-3-939583-52-3.
Julia Gerlach: Die MicroSonical Shining Biospheres No.1 von Sabine Schäfer und Joachim Krebs in: Neue Zeitschrift für Musik 06/2009. ISSN0945-6945
Hanno Ehrler: Mikrostrukturaler Kosmos: Die Installation “Microsonical Shining Biospheres No. 1” von Sabine Schäfer und Joachim Krebs. Portrait-Sendung BR 2010.
Thomas M. Maier: Metamorphosen von Zeit und Raum, in: Neue Zeitschrift für Musik 03/2013
Schriften von Sabine Schäfer (Auswahl)
TopoPhonien. Vom Spezifisch-Werden des Raums und der Wahrnehmung. In: „Positionen – Beiträge zur Neuen Musik“ Nr.37, Berlin 1998. ISSN0941-4711
Das Raumklangkunst-Projekt TopoPhonien. In: Kongressband zur Internationalen Konferenz „1948-1998: dalla molecola al bit: 50 anni di Musica Elettroacustica“, Rom 1998.
Sound – Time – Space – Movement, (Coauthor: Joachim Krebs) in: Organised Sound Vol.8, Cambridge University Press 2008. ISSN1355-7718
Deleuze and the Sampler as an Audio-Microscope, (Coauthor: Joachim Krebs) in: Philosophical Reflections on Recorded Music, Middlesex University Press London 2008.
Mikroklang-Architektur und Farblicht-Räume, Interview in: “KlangRaum”, Kunst und Kirche 03/2009 Springer Wien New York, ISBN 978-3-211-99282-1.