Das Theater lag in der Wallner-Theaterstraße 35, nordöstlich vom Bahnhof Jannowitzbrücke. Heute befindet sich dort ein Sportplatz des Neubaugebietes Holzmarktstraße.
Das Gebäude war ein länglicher klassizistischer Bau mit Säulen an den Außenfassaden und einem Park neben dem Zuschauerraum.[1]
Das erste Wallner-Theater befand sich von 1855/58 bis 1864 in der nahegelegenen Blumenstraße 9b.
Der österreichische Theaterdirektor Franz Wallner erwarb 1855 das Königsstädtische Vaudeville-Theater in der Blumenstraße 9b, die sogenannte Grüne Neune. Seit 1858 nannte er es Wallner-Theater. Dieses spielte Schwänke, Lustspiele und komische Opern mit einer schnell wachsenden Resonanz, besonders beliebt waren Berliner Possen von David Kalisch wie Berlin, wie es weint und lacht.[2]
1864 ließ Wallner ein neues größeres Theatergebäude durch den Architekten Eduard Titz in der Nähe entwerfen. Dieses wurde mit etwa 1200 Plätzen eines der größten in Berlin.[3] Dort setzte er seine erfolgreichen Programme fort.
Schiller-Theater O.
Zuschauerraum, 1912
1894 übernahm Raphael Löwenfeld mit der Schiller-Theater Aktien-Gesellschaft das Theater.[4] Diese hatte sich zum Ziel gesetzt, klassische Schauspiele und Volksstücke zu niedrigen Preisen (von 1 Mark bis zu 25 Pfennig) für Mitglieder Berliner Vereine aufzuführen. Es hieß nun Schiller-Theater O[st]. Ab 1899 wurden auf Wunsch der Zuschauer auch regelmäßige Opernaufführungen gezeigt. 1902 entstand dazu in der Chausseestraße das Schiller-Theater N[ord] , das von dem Ensemble mit bespielt wurde. Seit 1907 gab es im Schiller-Theater O. nur noch Opernaufführungen, Sprechtheater wurde nur noch im neuen Schiller-Theater W. in Charlottenburg gezeigt.
1918 musste das Schiller-Theater O. von der Schiller-Theater A. G. wegen finanzieller Probleme aufgegeben werden.
Wallner-Theater 1919–1930
Seit 1919 hieß das Haus wieder Wallner-Theater. Über die Betreiber ist kaum etwas bekannt. 1929 wurde hier ein Theaterstück von Joseph Goebbels uraufgeführt.
Piscator-Bühne
Ende Oktober 1930 übernahm der linke Intendant Erwin Piscator das marode Haus und betrieb es als Dritte Piscator-Bühne bis März 1931.[5]
1939 wurde das Gebäude abgerissen, wahrscheinlich wegen Baufälligkeit.[6]
Persönlichkeiten
In dem Theater wirkten verschiedene Theaterleiter, Dirigenten, Schauspieler und Sänger
Anatoli Glebow: Frau in Front, 17. Februar 1931, 22. März 1931, wahrscheinlich letzte Inszenierung der Piscator-Bühne
Literatur
Hans-Rüdiger Merten: Vergessene Theater im alten Berlin. Eine Spurensuche. Trafo-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89626-599-7
Otto Schneidereit: Berlin wie es weint und lacht. Spaziergänge durch Berlins Operettengeschichte. Lied der Zeit, Berlin 1976.
Erika Wischer: Das Wallner-Theater unter der Direktion von Franz Wallner (1855–1868). Das Berliner Lokalpossen-Theater des Nachmärz. Schoen, München. 1967.
Otto Franz Gensichen: Kulissenluft. Wallnertheater-Erinnerungen. Paetel-Verlag, Berlin 1909.
↑Wallner-Theaterstr. 35. In: Berliner Adreßbuch, 1940, IV. Teil, S. 937. „Abbruch“ (erste solche Erwähnung, auch in den Jahren bis mindestens 1943; Eigentümer waren bis 1939 Wallner’sche Erben (dann arisiert?)).
↑Bevor der Wiener Theodor Herzl den „Judenstaat“ gründete, wollte er ein großer Dramatiker werden. Er debütierte in Berlin. In: Berliner Zeitung, 3. Juli 2004; berliner-zeitung.de
↑Bericht über die Aufführung. In: Berliner Tageblatt, 31. August 1894, Morgenausgabe, S. 3; ZEFYS
↑Bericht über die Erstaufführung. In: Berliner Tageblatt, 20. März 1898, S. 3. Bericht über die Erstaufführung. In: Vossische Zeitung; auch zu den meisten anderen Theater-Erstaufführungen Berichte am folgenden Tag, meist S. 3
↑Brand Ibsen Stage, Schauspieler-Besetzung der Aufführung, Zuordnung irrtümlich nach Charlottenburg (dieses Theater gab es damals noch nicht)
↑Karsten Schilling: Das zerstörte Erbe. Berliner Zeitungen der Weimarer Republik im Portrait. Norderstedt 2011, S. 106, Anm. 162.