Toyota RAV4
Der RAV4 (Recreational Active Vehicle 4-Wheel Drive) ist ein Kompakt-SUV des japanischen Automobilherstellers Toyota. Das Fahrzeug wurde im Sommer 1994 in Deutschland und Japan vorgestellt, wobei es in den USA erst Ende 1996 präsentiert wurde. Der RAV4 verwendet wie die meisten modernen SUVs nicht den bei Geländewagen bis dahin üblichen Leiterrahmen, sondern eine selbsttragende Karosserie. 2022 war der RAV4 mit über einer Million verkaufter Fahrzeuge das weltweit meistverkaufte Fahrzeug.[1] 1. Generation (1994–2000; SXA10/11/15/16)
Die Idee, die Vorteile von Pkw und Geländewagen in diesem Crossover-SUV-Konzept miteinander zu verbinden, wurde zu einem unerwarteten Erfolg für Toyota. Die relativ leichte, hochgesetzte, selbsttragende Karosserie in Verbindung mit permanentem Allradantrieb sowie einem 95 kW (129 PS) starken 2,0-Liter-16-Ventil-Ottomotor wusste sowohl die Automobilpresse als auch die Kundschaft zu überzeugen. Der RAV4 mauserte sich innerhalb kurzer Zeit zu einem begehrten Lifestyle-Fahrzeug. Im Gegensatz zu schwereren und teureren Geländewagen hatte der RAV4 keinen abschaltbaren Allradantrieb, keine Getriebeuntersetzung oder einzeln sperrbare Differentiale. Lediglich das Mitteldifferential ließ sich sperren (Mitteldifferentialsperre nur in Verbindung mit Schaltgetriebe). Trotzdem bot er wegen des permanenten Allradantriebs sowie der großen Bodenfreiheit und den kurzen Karosserieüberhängen eine durchaus brauchbare Geländetauglichkeit. Er wurde in Nagoya produziert. Zunächst wurde der RAV4 ab August 1994 nur als Dreitürer angeboten, im Februar 1995 folgte zusätzlich der Fünftürer mit einem deutlich verbesserten Platzangebot. Bedingt durch den längeren Radstand waren der Fahrkomfort besser und das Fahrverhalten ausgewogener.
ModellpflegeAnfang 1998 erfolgte eine erste Modellpflege mit Änderungen an Scheinwerfern, Heckleuchten und Kühlergrill sowie überarbeitetem Interieur. Außerdem wurde die Modellpalette durch ein auf dem Dreitürer basierendes Cabriolet erweitert. Unverändert bis Produktionsende blieb die einzig erhältliche Motorisierung mit zwei Litern Hubraum und 95 kW (129 PS). Diese konnte mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe oder einer optionalen Vierstufen-Automatik kombiniert werden. Gegen Mitte 2000 lief die Produktion der ersten RAV4-Generation aus.
RAV4 EV (1997–2003)
Ab Ende 1997 bot Toyota auch eine vollelektrische Elektroauto-Version des RAV4 für den kalifornischen Markt an, nachdem die damaligen CARB-Gesetze die Autohersteller zur stufenweisen Einführung von sogenannten Null-Emissions-Fahrzeugen (ZEV) zwangen. Die Fahrzeuge wurden dabei lediglich an die Nutzer verleast. Ein Kauf war (wie bei anderen EV-Herstellern) damals nicht möglich. Seit Ende 2003 werden keine RAV4 EVs mehr hergestellt, nachdem auf Druck der Automobilindustrie die strengen Abgasgesetze in Kalifornien wieder gelockert wurden. Die Autohersteller versuchten sogar, die existierenden Elektrofahrzeuge vollständig zu verschrotten. Insgesamt wurden 1575 RAV4 EV gebaut. Heute befinden sich noch etwa 800 RAV4 EV im Straßenverkehr. Diese Fahrzeuge wurden u. a. durch Kampagnen wie Don't Crush vor der Verschrottung durch Toyota gerettet. Der Ölmulti Texaco (mittlerweile Chevron) kaufte die Patente zur Herstellung der NiMH-Batterien auf und beschränkte weltweit die Produktion großformatiger NiMH-Zellen. Toyota/Panasonic und andere Akkuhersteller wurden von Chevron verklagt.[2] Die historischen Zusammenhänge wurden in dem 2006 erschienenen Dokumentarfilm Warum das Elektroauto sterben musste dargestellt. Der RAV4 EV erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 126 km/h (78 mph) und besaß eine Reichweite von 160 bis 190 km (100 bis 120 Meilen). Bis auf den elektrischen Antriebsstrang war der RAV4 EV identisch zum Modell mit Verbrennungsmotor ausgestattet. Zur Realisierung der Bremskraftverstärkung wurde eine elektrisch angetriebene Vakuumpumpe eingesetzt, für Servolenkung und Klimaanlage arbeiteten Elektromotoren. Geheizt wurde elektrisch. Als Energiespeicher wurden 95Ah-NiMH-Zellen mit einer Gesamtkapazität von 27 kWh genutzt. Mehrere RAV4 EVs erreichten schon Laufleistungen über 150.000 Meilen (240.000 km) mit der originalen Antriebsbatterie. Aufgeladen wurde der RAV4 EV mit dem von General Motors entwickelten Magne-Charge-Ladesystem[3] über ein induktives, berührungssicheres „Ladepaddel“. Auf der Fahrzeugseite wurde dieses Paddel kontaktlos in einen Ladeschlitz eingeschoben. Dieses Ladesystem kam auch beim GM EV1 und anderen Fahrzeugen aus dieser Zeit zum Einsatz.
2. Generation (2000–2006; ACA20/21/ZCA25/26)
Im August 2000 erschien die zweite Generation des RAV4 mit deutlich gewachsener Karosserie. Beibehalten wurde das Zwei-Karosserienkonzept mit kurzem Dreitürer und längerem Fünftürer. Der 2-Liter-4-Zylinder-Ottomotor erstarkte auf 110 kW (150 PS) und war nunmehr aus Aluminium gefertigt. Erstmals erhältlich war in der zweiten RAV4-Generation ein 2-Liter-4-Zylinder-Common-Rail Turbodieselmotor mit 85 kW (116 PS) und Ladeluftkühlung (D-4D). Erkennbar waren die Dieselmodelle an der über dem Ladeluftkühler angeordneten Lufthutze auf der Motorhaube. Erstmals erschien auch ein RAV4-Modell ohne Allradantrieb. Der 1,8-Liter-4-Zylinder-Ottomotor leistete 92 kW (125 PS) und war sowohl als Dreitürer als auch als Fünftürer erhältlich. Die Kraft wurde auf die Vorderräder übertragen. Im Juli 2003 erfolgte wiederum eine Überarbeitung mit geändertem Interieur sowie anderen Frontschürzen. Ein Lizenzbau dieses Typs wird in China als Jonway UFO verkauft.
Folgende Motorisierungen wurden angeboten:
3. Generation (2006–2013; CA30W)
Im März 2006 erschien der dritte RAV4 in Deutschland. Die Karosserie wuchs gegenüber der zweiten Generation um bis zu 12 cm in der Außenlänge. Erstmals war der RAV4 ausschließlich als Fünftürer zu haben. Eine Version mit reinem Frontantrieb wurde mangels Publikumsinteresse nicht mehr angeboten. Das Fahrzeug ist mit einem Allradsystem ausgestattet (Active Torque Control), das eine elektromagnetisch gesteuerte Kupplung nutzt. Die Drehmomentverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse wird im Fahrbetrieb kontinuierlich optimiert. ![]() Außerdem wurden Fahrdynamikregelungen wie VSC+ (Vehicle Stability Control) der neuesten Generation eingebaut, die Toyota in der Gesamtheit IADS (Intelligent Active Drive System) nennt. Die Systeme sind beispielsweise in der Lage, Über- oder Untersteuertendenzen des Fahrzeugs zu erkennen und den Fahrer aktiv bei korrekten Lenkreaktionen zu unterstützen, bzw. falsche Lenkreaktionen zu erschweren. Das System überwacht und steuert sämtliche aktiven Fahrsicherheitssysteme wie ABS, Bremsassistent, TRC (Traction Control, Antriebsschlupfregelung), VSC+ und die elektronische Servolenkung. Das Reserverad ist in der höchsten Ausstattungsvariante in Verbindung mit dem 130-kW-Diesel nicht mehr vorhanden, da diese Reifen mit Notlaufeigenschaft (Run Flat Tire) besitzt, die mindestens 80 Kilometer weit den Weg zu einer Werkstatt mit verminderter Geschwindigkeit (80 km/h) ermöglichen. Folgende Motorisierungen werden angeboten:
ModellpflegeIm Februar 2009 wurde dem RAV4 ein Facelift zuteil. Dabei wurden Frontpartie, Heck und Schweller optisch verändert. Das Interieur wurde ebenfalls leicht modifiziert. Entgegen allen Erwartungen bietet Toyota im überarbeiteten RAV4 nun doch eine Version mit reinem Frontantrieb (4x2) an. Der Fronttriebler ist nur mit Ottomotor erhältlich und kann nur mit 6-Gang-Schaltgetriebe geordert werden. Die Allradversion des Ottomotors ist mit dem neuen stufenlosen Automatikgetriebe erhältlich (Multidrive-S). Für den 110-kW-Diesel ist neuerdings optional eine 6-Stufen-Automatik zu haben. Seit September 2009 wird die Dieselversion mit 110 kW (150 PS) zusätzlich auch als Fronttriebler (4x2) mit 6-Gang-Schaltgetriebe angeboten. Die Motorisierungen:
Im April 2010 wurde der RAV4 erneut überarbeitet. Dabei wurden die gesamte Front inklusive Motorhaube, Scheinwerfer, Kühlergrill und Nebelscheinwerfer sowie Frontschürze modifiziert.
Anfang 2013 lief die Produktion der dritten Generation aus. RAV4 EV (2012–2014)
Die zweite Generation des RAV4 EV wurde im September 2012 zu einem Preis von 49.800 US-Dollar auf den Markt gebracht. Der RAV4 EV wurde nur in Kalifornien verkauft, und der Verkauf begann in der San Francisco Bay Area, Los Angeles/Orange County und San Diego.[4] Die Produktion war auf 2.600 Stück innerhalb von drei Jahren begrenzt.[4] Der RAV4 EV war für Privatkunden und Flottenkunden erhältlich.[5] Die Produktion endete im September 2014. TechnikDie zweite Generation des RAV4 EV kombiniert einen elektrischen Antriebsstrang von Tesla und eine von Panasonic hergestellte Batterie in einem von Toyota gebauten Fahrgestell. Die Leistung beträgt 115 kW (156 PS).[6][7] 4. Generation (2013–2018)
Auf der LA Auto Show 2012 feierte die vierte Generation des RAV4 ihre Weltpremiere. Europaweite Markteinführung war am 13. April 2013. Das neue Modell zeigt sich mit einer Länge von 4570 mm gegenüber dem Vorgänger um 205 mm gewachsen. Zudem ist die neue Generation um 30 mm breiter und um 25 mm niedriger. Erstmals kommen am RAV4 Tagfahrleuchten in LED zum Einsatz. Es stehen drei Motoren zur Verfügung, davon zwei Dieselmotoren und ein Ottomotor. Dieser wurde – genauso wie der stärkere Diesel – vom Vorgänger übernommen, während der 2-Liter-Selbstzünder mit 91 kW (124 PS) neu ins Programm aufgenommen wird. Der Ottomotor mit ebenfalls 2 Litern Hubraum leistet mit 111 kW (151 PS) etwas weniger als der Vorgänger, der 2,2-Liter-Diesel hat unverändert 110 kW (150 PS).[9] Für die Märkte Russland und Belarus wird Toyota den RAV4 ab 2016 in Sankt Petersburg produzieren.[10]
ModellpflegeSeit Ende Januar 2016 ist der überarbeitete Toyota RAV4 erhältlich. Neben einem neuen Dieselmotor von BMW, der nicht mehr mit Allradantrieb oder Automatikgetriebe gekoppelt werden kann, bleibt der 2,0-Liter-Saug-Ottomotor erhalten. Die 91 kW und 110 kW starken Dieselmotoren entfallen. Erstmals bietet Toyota für den RAV4 eine Hybrid-Variante an, die sich des Antriebsstrangs des Lexus NX 300h bedient.
Technische Daten
(1) Die 2.5-Liter-Maschine ist in der EU nicht erhältlich, aber zum Beispiel in Russland und in den USA. (2) Nur bei RAV4-HSD-4WD-Modellen 5. Generation (Seit 2018)
Auf der New York International Auto Show 2018 wurde die fünfte Generation des RAV4 erstmals öffentlich präsentiert. Die Markteinführung fand am 26. Januar 2019 statt. Für die LA Auto Show im November 2019 kündigte Toyota den RAV4 mit Plug-in-Hybrid-Antrieb an. Es handelt sich dabei um den stärksten bisher angebotenen RAV4.[12] Diese Version wird seit Ende 2020 auch von Suzuki als Across verkauft.[13] Ebenfalls auf dem RAV4 basiert der im Herbst 2020 vorgestellte Mitsuoka Buddy, der im Stil von amerikanischen Geländewagen der 1980er-Jahre gestaltet wurde.[14] Im Oktober 2022 folgte die sportlicher gestaltete Ausstattungsvariante GR Sport.[15] In China wird das SUV sowohl vom FAW-Toyota-Joint Venture als auch ehemalig von Gonow verkauft. Das bei Guangzhou gebaute Fahrzeug wird als Toyota Wildlander vertrieben, das bei FAW gebaute Fahrzeug als Toyota RAV4. Das neue Modell hat ein komplett überarbeitetes Design, das sich von seinem Vorgänger deutlich unterscheidet. Es ist der erste RAV4, der auf der Toyota New Global Architecture Platform (TNGA) aufbaut. Mit einer Länge von 4600 mm ist er gegenüber dem RAV4 der vierten Generation nur geringfügig gewachsen. Dabei wurden die Überhänge vorne und hinten gekürzt, der Radstand um 30 mm verlängert und die Breite auf 1855 mm erhöht. Außerdem wurde auch der Gepäckraum vergrößert. Bei den Motoren finden sich laut Hersteller sparsamere und leistungsstärkere Exemplare als bisher. Toyota wird für das Fahrzeug keine Dieselmotoren mehr anbieten, sondern einen Hybridantrieb mit einem 2,5-Liter-Ottomotor. Außerdem wurde bis Mai 2020 ein Zweiliter-Ottomotor verkauft.[16] Außerhalb Europas ist außerdem ein 2,5-Liter-Ottomotor erhältlich.[17] Für eine Ausstattungsvariante (Limited) wird auch ein digitales Innenspiegelsystem angeboten werden.[18]
Technische Daten
(3) Nur in Russland erhältlich. (4) In EU bis 05/2020. (5) Nur in Nordamerika erhältlich. WeblinksCommons: Toyota RAV4 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Zeitleiste Toyota-Pkw
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