Haus Schwerthof in Köln von Theodor Veil und Jacob Koerfer entworfen (1921/1922)
Zunächst setzte sich Veil mit dem damals vorherrschenden Jugendstil und seiner Ornamentik auseinander. Auch galt es, den damals an den Hochschulen vorherrschenden Historismus zu überwinden. Er arbeitete zunächst bei der städtischen Bauverwaltung in München, dann im Büro von Peter Behrens in Düsseldorf, zuletzt als Assistent seines früheren Lehrers Karl Hocheder an der Technischen Hochschule München. Spätestens 1909 machte er sich selbständig, zunächst in Gemeinschaft mit dem Architekten Gerhard Herms. Spätestens ab 1913 war Veil Mitglied im Deutschen Werkbund (DWB) – der für eine sich vom Jugendstil emanzipierende Reformarchitektur stand, zu der sich auch Veils Entwürfe in dieser Phase zählen lassen. Auch innenarchitektonische Details (Lampen, Griffe, Stühle, Schränke) fanden stets seine Aufmerksamkeit und seinen Gestaltungswillen, so dass seine Entwürfe dem Anspruch eines Gesamtkunstwerkes gerecht wurden.[2] Die Klavierbau-Firma Neupert etwa beauftragte Veil mit der Gestaltung von Flügeln. Regen fachlichen Austausch pflegte er mit seinem Münchener Kollegen Prof. Theodor Fischer, der in Ulm 1907–1910 – unweit von Veils Kapelle – die protestantische Garnisonkirche (heute evangelische Pauluskirche) errichtet hatte.
1919 wurde er als Nachfolger von Prof. Karl Henrici auf dessen Lehrstuhl für Städtebau und bürgerliche Baukunst an die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) berufen.[3] Veil gab dort seine Kunst und sein Denken an zahlreiche Schüler weiter und vermittelte wichtige Impulse sowohl für das Design von Möbeln als auch für den Städtebau. Auch interessante Elemente aus der alten indischen Kultur wanderten bei Veil vor allem in seinen Sakralbaustil ein und führten hier und da zu einer Form von Kulturbegegnung; solche Tendenzen passten gut in die expressionistische Architektur der 1920er Jahre. In seiner Funktion als Hochschullehrer wirkte er auch an verschiedenen Neubauten der RWTH Aachen mit.
Einer der bedeutendsten Schüler von Theodor Veil war zwischen 1921 und 1927 Walter Schwagenscheidt, der sowohl in seinem privaten Atelier mitarbeitete, als auch sein Assistent an der RWTH Aachen war. Schwagenscheidts Konzeption der Raumstadt wurde in dieser Zeit maßgeblich entwickelt.
1937 trat Veil der NSDAP bei und war anschließend unter anderem für den Bau verschiedener HJ-Heime in der Eifel verantwortlich.[4] 1944 wurde er Gaubeauftragter für die Gestaltung deutscher Soldatenfriedhöfe.[4] Im selben Jahr wurde Theodor Veil in Aachen emeritiert und kehrte nach Ulm zurück. Seine Wertschätzung durch die Nationalsozialisten geht auch daraus hervor, dass er im August 1944 von Hitler in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Architekten aufgenommen wurde.[4]
In der Nachkriegszeit wurde Veil baukünstlerischer Beirat in Ulm,[4] wo er 1965 verstarb.
Bauten und Entwürfe (Auswahl)
Quergestellter Hauptturm der Ulmer Martin-Luther-Kirche (1928)Rathaus in Übach-Palenberg
Theodor Veil: Die evangelische Weststadtkirche zu Ulm a.D. In: Festschrift zur Einweihung der Martin-Luther-Kirche. Ulm, 1928.
Otto Moericke: Der bauliche Erneuerer des Schloßes Bürgeln am 24. Juni 80 Jahre alt. In: Die Markgrafschaft, Heft 7/1959, S. 16 Digitalisat der UB Freiburg
Hans Günter Müller und Gottfried M. Dinkelaker: 50 Jahre Martin-Luther-Kirche in Ulm. Chronik – Berichte – Bilder. Ulm, 1978.
Hubert Krins: Die Martin-Luther-Kirche in Ulm. Vortrag zum 60. Jahrestag der Einweihung am 8. Mai 1988. Ulm, 1988.
Alexander Wetzig und Max Stemshorn: Architekturführer Ulm / Neu-Ulm. Ulm, 2003. ISBN 3-8030-0631-7
Frank Raberg: Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm 1802–2009. Süddeutsche Verlagsgesellschaft im Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-7995-8040-3, S.442f.
↑Personalien, in: Die Umschau. Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und Technik, Band 23, 1919, S. 838.
↑ abcdErnst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 629.