Telgte gliedert sich in die Kernstadt sowie die zwei Stadtteile Westbevern-Dorf und Westbevern-Vadrup.
Westbevern (Einwohnerzahl: ca. 4000; Fläche: 24,46 km²) war bis 1974 eine eigenständig verwaltete Gemeinde mit den Teilen Dorf, Vadrup und Brock (Brock gehört seit der kommunalen Gebietsreform zur Gemeinde Ostbevern). Durch Westbevern fließt als Zufluss der Ems die Bever. Attraktives Ausflugsziel ist das Haus Langen mit ehemaliger Doppelmühle an der Bever. Die neugotische Kirche St. Cornelius und Cyprian gehört seit einigen Jahren zur Pfarreiengemeinschaft St. Marien (Telgte und Westbevern).
Telgte entwickelte sich an einer Gabelung der von Süden kommenden Handelsstraßen in Richtung Nord- und Ostsee, da hier an einer Furt die Ems überquert werden konnte. Dort befanden sich ursprünglich zwei Bauernhöfe mit den Namen Frankenfurt und Telgoth. Erst nach und nach wuchs Telgte, das erst Telgoth, dann Telget und Telgith und schließlich Telgte hieß, zu einer Stadt heran.
Der Ort erhielt die Stadtrechte im Jahre 1238 und gehörte dem Kaufmannsbund Hanse an.
Um das Jahr 1500 gab es mehrere große Brände. In einem dieser Brände ging auch die alte Kirche zugrunde. Dreimal litt Telgte unter der Pest, im Jahr 1599 starb hier mehr als die Hälfte der Einwohner.
Zur Zeit der Täufer gewährte man dem Münsterschen Fürstbischof Franz von Waldeck Unterkunft, bis er „seine“ Stadt zurückerobert hatte.
Am 13. Dezember 2009 wurde Dietrich Meendermann als Bürgermeister abgewählt, da er bei der Wiederholungswahl nur 49,8 % der Stimmen erhielt. Bei der ursprünglichen Wahl am 30. August 2009 hatte er noch 50,5 % der Stimmen erhalten, obwohl er, wie bei der Wahl im Dezember, keinen Gegenkandidaten hatte. Diese Wahl musste jedoch wiederholt werden, weil ein Teil der Stimmzettel vor der Auswertung aus Versehen vernichtet worden war. Ein neuer Bürgermeister wurde dann am 9. Mai 2010 gewählt. Wolfgang Pieper, der Kandidat der Grünen, setzte sich mit 71,5 % der abgegebenen Stimmen gegen den von CDU und SPD unterstützten Kandidaten Ingo Deitmer durch.
Am 17. April 2016 fanden erneut Bürgermeisterwahlen statt, und der aktuelle Bürgermeister Wolfgang Pieper wurde mit 79,2 % der Stimmen wiedergewählt.[7] Damit blieb Telgte in dieser Wahlperiode die einzige Stadt in Nordrhein-Westfalen mit einem grünen Bürgermeister.[8]
Der Stadt Telgte ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten Münster vom 31. März 1976 das Recht zur Führung des nachfolgend beschriebenen Wappens verliehen worden.
„Das Wappen stellt auf weißem (silbernem) Grund auf einem grünen Rasenstück einen jungen grünen Eichenbaum mit zwei grünen Eicheln dar.“[9]
Das Telgter Wappen zeigt eine junge Eiche (Telge), da Telgte ursprünglich von vielen Eichenwäldern umgeben war. Der Name Telgte leitet sich aus dem Wort „Telge“ ab, was so viel wie „kleiner Baum, Zweig, Setzling, Sprössling“ und auch „Kind“ bedeutet.
Mit gleicher Urkunde ist der Stadt Telgte das Recht zur Führung der nachfolgend beschriebenen Flagge verliehen worden.
Beschreibung der Hissflagge
„Die Flagge ist in drei Bahnen im Verhältnis 1 : 3 : 1 von Weiß zu Grün zu Weiß längsgestreift und zeigt in der Mitte der grünen Bahn den Wappenschild der Stadt.“[9]
Beschreibung des Banners
„Das Banner ist in drei Bahnen im Verhältnis 1 : 3 : 1 von Weiß zu Grün zu Weiß längsgestreift und zeigt in der oberen Hälfte der mittleren Bahn den Wappenschild der Stadt.“[9]
Ebenfalls ist der Stadt Telgte mit gleicher Urkunde das Recht zur Führung des nachfolgend beschriebenen Dienstsiegels verliehen worden.
Beschreibung des Dienstsiegels
„Die Stadt Telgte führt ein Dienstsiegel, das den Wappenschild der Stadt zeigt und im Siegelrund in Großbuchstaben die Umschrift ‚STADT TELGTE‘ führt.“[9]
Außerdem findet einmal jährlich die Kutschenwallfahrt an Christi Himmelfahrt statt, bei der sich oftmals über 100 Kutschen präsentieren. Diese Wallfahrt lockt viele Zuschauer in die Innenstadt und auf die Planwiese, eine große Veranstaltungsfläche in der Stadt.
Auf der Planwiese in Telgte finden weitere Veranstaltungen statt: Am ersten Maiwochenende findet die Montgolfiade und im September der große Mariä-Geburts-Markt statt. Zudem finden regelmäßig im Sommer Mittelalter-Festivals statt. Zur Adventszeit fand bis 2014 in Telgte Deutschlands größter mittelalterlicher Lichter-Weihnachtsmarkt statt.
In Telgte finden gelegentlich auch Ausstellungen statt. Im Jahr 2009 waren die Alltagsmenschen von Christel Lechner zu sehen, im Sommer 2011 waren die Trash People von HA Schult ausgestellt.[12] Von April bis Juli 2015 wurden erneut die Alltagsmenschen in der Altstadt ausgestellt.
Der Waldfriedhof Lauheide mit über 35.000 Gräbern befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Telgte in der Nähe der Stadtgrenze von Münster. Zuständig für ihn ist das Amt für Grünflächen und Umweltschutz der Stadt Münster, in dessen Besitz sich der Friedhof befindet.
Museen
Unter dem Namen RELíGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur wurden das ehemalige MuseumHeimathaus Münsterland und das Krippenmuseum mit einer gemeinsamen Konzeption zusammengeführt. Der Name besteht seit 2011, die Neukonzeption des Museums stammt aus dem Jahr 2012. Das Museum RELíGIO präsentiert als erstes Religionsmuseum Deutschlands auf über 1000 Quadratmetern die Weltreligionen, Konfession und konfessionelle Unterschiede, religiöse Feste, die Geschichte der Telgter Wallfahrt, das Leben und Wirken Kardinal von Galens sowie das bedeutende Telgter Hungertuch von 1623.
Die Wallfahrtskapelle, eine Marienkapelle, ist ein barocker, achteckiger Zentralbau aus der Zeit um 1650. Das Ziel der Wallfahrten ist das Telgter Gnadenbild, eine Pietà (Skulptur von Maria mit dem Leichnam Jesu) in dieser Kapelle. Der Legende nach soll sie aus der Marienlinde (ein alter Stadttorbaum) geschnitzt sein.
Die Propsteikirche St. Clemens, erbaut zwischen 1522 und 1558 ist eine gotische Hallenkirche. Sie liegt an der Ems und in unmittelbarer Nähe zur Wallfahrtskapelle.
Christoph-Bernsmeyer-Haus: Nördlich der Propsteikirche befindet sich direkt am Emswehr ein markantes Gebäude, die sogenannte Große Mühle. Schon sehr früh hat es in Telgte eine Mühle gegeben. Auf der linken Emsseite hinter der Kirche stand die große Kornmühle (das heutige Christoph-Bernsmeyer-Haus), auf der rechten Uferseite befand sich die Öl- und Walkmühle, die um 1900 abgebrochen wurde. Der große wohlgezierte Wappenstein am Giebel der Großen Mühle enthält in den ersten beiden Zeilen ein Chronogramm mit der Jahreszahl 1754. An der Planung der Renovierungsarbeiten war der westfälische Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun beteiligt.
Diese ehemalige Kornmühle wurde 1976/77 gründlich renoviert und von den Mauritzer Franziskanerinnen übernommen, deren Ordensgründer Pater Johann Christoph Bernsmeyer (1777–1858) lange Vikar in Telgte war und daher der Namensgeber des Hauses wurde. Das Gebäude war bis 2014 Erholungsheim für Franziskanerschwestern und beherbergt heute ein Priorat der Schwesterngemeinschaft Maria Stella Matutina, einer kontemplativen Ordensgemeinschaft.
Herrenstraße 7, Fachwerkbau aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, ursprünglich als Vikarienhaus erbaut
Königstraße 35, eingeschossiger, im Jahr 1500 errichteter Fachwerkbau, der mehrfach umgebaut wurde
Markt 4, Backsteintraufenhaus von 1778
Ritterstraße 2, eingeschossiger Fachwerkbau mit zweifach über Taubandknaggen vorkragendem Giebel, um 1600 errichtet
Ritterstraße 4, Der eingeschossige Fachwerkbau, dessen Giebel über Knaggen zweifach vorkragt, wurde 1625 errichtet
Steinstraße 4, Alte Synagoge, ursprünglich Speicher, um 1500 errichtet
Marienlinde am Münstertor
Baumdenkmal
Marienlinde
Die Marienlinde ist eine ca. 750 Jahre alte, denkmalgeschützteSommerlinde und ist einer der ältesten Bäume Deutschlands. Der Baumveteran steht am nördlichen Stadttor, dem Münstertor. Ihren Namen hat die Linde von dem Marienbild, das aus ihrem Holz geschnitzt worden sein soll.
Telgte in der Literatur
In der Erzählung Das Treffen in Telgte von Günter Grass spielt die Stadt eine wichtige Rolle. In der Erzählung versammeln sich im Jahre 1647 im Telgter Gasthof Brückenhof beim Emstor bedeutende Dichter aus „Teutschland“, wie es damals genannt wurde, um über Literatur und ein mögliches Ende des Dreißigjährigen Krieges zu diskutieren. (Telgte liegt/lag am sogenannten Friedensweg, der Wegstrecke zwischen Münster und Osnabrück, auf dem berittene Boten die Verhandlungspapiere zwischen den Parteien des Westfälischen Friedens hin und her beförderten.)
Im Gebiet der Stadt Telgte befindet sich zudem der als Verkehrslandeplatz eingestufte Flugplatz Münster-Telgte, der privaten und geschäftlichen Flugbetrieb ermöglicht und als Basis für vier Flugvereine dient.
Mehrere Radwanderwege führen durch Telgte, darunter der Emsradweg (verläuft vom Teutoburger Wald bis zur Nordsee), die Friedensroute (von Münster nach Osnabrück)[15] sowie der Europaradweg R1 (von Frankreich bis nach Russland)[16].
Persönlichkeiten
Ehrenbürger der Stadt
Josef Koch (* 20. September 1895 in St. Wendel (Saarland); † 18. März 1983 in Telgte), praktischer Arzt in Telgte, Träger des Bundesverdienstkreuzes; nach ihm ist die Dr. Josef Koch-Straße in Telgte benannt.
August Lütke-Westhues (* 25. Juli 1926 in Westbevern; † 1. September 2000), deutscher Vielseitigkeitsreiter, Gewinner zweier olympischer Silbermedaillen 1956 in Stockholm
Klaus Schwinger (unter Mitarbeit von Thomas Ostendorf und Franz-Josef Schlüter): Telgte. Sutton Verlag, Erfurt 2013, ISBN 978-3-95400-123-1. (Sammlung von etwa 220 Photographien aus dem Zeitraum von 1900 bis 1975)
Geschichte der Stadt Telgte. Hrsg. im Auftrag der Stadt Telgte von Werner Frese. Ardey-Verlag, Münster 1999, ISBN 3-87023-112-2.
Erinnerung und Mahnung – Verein zur Förderung des Andenkens an die Juden in Telgte e. V. (Hrsg.): Gedenkbuch für die Telgter Opfer des Holocaust. Telgte 2008, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 2009, ISBN 978-3-00-027958-4.
Renate Kruchen: Telgte in Erinnerung. Für Bewohner und Freunde einer kleinen Stadt. Rhode Druck, Harsewinkel 1983, ISBN 3-921961-06-8. (Sammlung von Photographien aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts)
Stadt Telgte (Hrsg.): Telgte. Chronik einer Stadt. Verlag Theodor Eckolt, Warendorf 1974, ohne ISBN. (Sammlung von 13 Aufsätzen zur Stadtgeschichte von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart)
Stadt Telgte (Hrsg.): Heimatbuch Telgte. Telgte 1938.
Weblinks
Commons: Telgte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Erinnerung und Mahnung – Verein zur Förderung des Andenkens an die Juden in Telgte e. V. (Hrsg.): Gedenkbuch für die Telgter Opfer des Holocaust. Telgte 2008, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage 2009, ISBN 978-3-00-027958-4.
↑Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S.66.
↑citywerk gmbh: Wahlen - Bürgermeister Wahl 2016. In: www.telgte.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. September 2020; abgerufen am 28. April 2016.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.telgte.de