Er spezialisierte sich im Bereich des Verhaltens von Primaten und erklärte die Entstehung der menschlichen Sprache als kommunikatives „Kraulen“ in größeren sozialen Gruppen.
Es gibt anatomische Voraussetzungen für die menschliche Sprechfähigkeit, die soziale Voraussetzung war der Kommunikationsbedarf in größeren Horden der Urmenschen, das ist die These von Dunbars Hauptwerk Grooming, Gossip and the Evolution of Language. Dunbar geht davon aus, dass die der Sprachlaute am Anfang dieselbe Funktion hatten wie das Kraulen (social grooming) in kleineren Horden: Klatsch und Tratsch seien Kitt, der die Gesellschaft seit Alters her zusammenhalte. Erst die Entwicklung der Sprache habe es möglich gemacht, in größeren Gruppen für sozialen Zusammenhalt zu sorgen, sagt Dunbar: „Sie erlaubt uns, mit einer Reihe von Individuen gleichzeitig zu interagieren und Information über den Zustand unseres sozialen Netzwerks auszutauschen.“ Klatsch-Kommunikation drehe sich um die Frage, was „normal“ und erlaubt und was vielleicht anrüchig ist. Wenn Beobachtungen und Meinungen über das Verhalten Dritter ausgetauscht werden, werden also soziale Normen verhandelt. Sprache wird nur zu einem geringen Teil zum Informieren über Sachen und Sachverhalte verwendet, Sprache dient der Pflege von Gemeinschaft. Noch heute, so Dunbar, sind mehr als 60 Prozent des täglichen Gesprächsaufkommens eines Menschen „Klatsch und Tratsch“, handeln also von zwischenmenschlichen Belangen von echten oder vermeintlichen Gruppenmitgliedern.
Dunbar untersuchte Anfang der 1990er Jahre den Zusammenhang zwischen dem Gehirnaufbau von Säugetieren (insbesondere den Anteil des Neocortex an der Großhirnrinde) und der Gruppengröße, in denen diese Säuger jeweils leben. Für den Menschen ergäbe sich demnach eine maximale Gruppengröße von 150 – die Dunbar-Zahl (Dunbar’s number). Dunbar zufolge stimmt dies mit empirischen Beobachtungen an tatsächlichen menschlichen Gemeinschaften überein.[5][6]
Faszinierende Natur. Ein Streifzug durch die Lebensräume von Tieren und Pflanzen der sieben Kontinente. Bassermann, Niedernhausen 1989, ISBN 3-8094-0019-X
(Hrsg.): Human Reproductive Decisions. Macmillan, 1995, ISBN 0-333-62051-8
mit Louise Barrett & John Lycett: Human Evolutionary Psychology. Princeton University Press, 2002, ISBN 0-691-09622-8
mit Russell A. Hill: Social network size in humans. In: Human Nature. Vol. 14, No. 1, 2003, S. 53–72 (PDF; 800 kB)
The Human Story. A New History of Mankind’s Evolution. Faber and Faber, London 2004, ISBN 0-571-19133-9
mit Louise Barrett & John Lycett: Evolutionary Psychology: A Beginner’s Guide. OneWorld, Oxford 2005, ISBN 1-85168-356-9
mit Louise Barrett (Hrsg.): Oxford handbook of evolutionary psychology. Oxford University Press, 2007, ISBN 0-19-856830-4
How Many Friends Does One Person Need? Dunbar’s Number and Other Evolutionary Quirks. Harvard University Press, 2010, ISBN 978-0-674-05716-6
mit Tobias Kordsmeyer & Padraig MacCarron: Sizes of Permanent Campsite Communities Reflect Constraints on Natural Human Communities. In: Current Anthropology Vol. 58, 2017. (Link)
How Religion Evolved And Why It Endures, Oxford University Press, 2022
mit Clive Gamble und John Gowlett: Evolution, Denken, Kultur. Das soziale Gehirn und die Entstehung des Menschlichen, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016, ISBN 978-3-662-46768-8doi:10.1007/978-3-662-46768-8
↑R. I. M. Dunbar: Coevolution of neocortical size, group size and language in humans. In: Behavioral and Brain Sciences. 16 (4), 1993, S. 681–735 (Entwurfsversion) Abruf am 27. Februar 2019