Notfallkoffer![]() Ein Notfallkoffer ist ein Koffer, der Materialien zur Diagnose und Therapie von medizinischen Notfällen, wie zum Beispiel akuten Erkrankungen, Verletzungen oder Vergiftungen, enthält. In jedem Rettungsmittel wird ein Notfallkoffer mitgeführt. Inhalt und NormungMeistens werden die Notfallkoffer dem Einsatzgebiet sowie der Qualifikation und den Vorlieben des Benutzers entsprechend bestückt, es gibt aber auch genormte Typen mit einer festgelegten Mindestausrüstung. Notfallkoffer mit Notfall-AusrüstungDer gängigste Notfallkoffer umfasst die Notfall-Ausrüstung nach DIN 13232 (früher Notfall-Arztkoffer genannt).[1][2] Gemäß Norm umfasst er drei Module: Modul A umfasst notfallmedizinische Grundausrüstung. Dieses Modul ist als einziges verpflichtend zu verlasten. Modul B dient der Diagnostik und Behandlung von Erwachsenen, wohingegen Modul C auf Notfälle mit Säuglingen oder Kindern ausgelegt ist und die DIN 13233 (siehe unten) ersetzt. Zulässige Kombinationen sind A + B (Notfall-Ausrüstung Erwachsene), A + C (Notfall-Ausrüstung Kinder) oder A + B + C (Notfallausrüstung Kinder und Erwachsene).[2] Der Notfallkoffer beinhaltet standardmäßig neben Verbandsmaterial auch Medizintechnik für invasive Maßnahmen wie Thoraxdrainagen oder Zentrale Venenkatheter, aber auch das normale Material wie Beatmungsbeutel mit mehreren Masken, Intubationsbesteck, Stethoskop und eine Pupillenleuchte. Des Weiteren wird in der Regel vom jeweils verantwortlichen Notarzt festgelegt, welche Arzneimittel zur präklinischen Versorgung mitgeführt werden. Ein separater Notfall-Arztkoffer für Säuglinge und Kleinkinder war in der DIN 13233 genormt und unterschied sich im Inhalt vor allem durch seine Ausrichtung auf die pädiatrischen Notfälle und enthielt so Material in kleineren Größen, spezielle Medikamente sowie Kanülen zur intraossären Infusionstherapie.[3] Er wurde 2011 durch eine novellierte Fassung der DIN 13232 (siehe oben) ersetzt. Notfallkoffer in Arzt- oder Zahnarztpraxen sind meist nicht so umfangreich wie Notfallkoffer im Rettungsdienst ausgerüstet. Der Handel bietet hier beispielsweise spezielle Koffer an, bei denen auf das Intubationsbesteck verzichtet wird und andere Ausrüstungsgegenstände vorbereitet sind (z. B. Beatmungsbeutel bereits mit der Sauerstoffquelle verbunden). Es gibt heute bereits intelligente Notfallkoffer (Erste-Hilfe-Systeme / Notfall-Systeme) mit integriertem Defibrillator (AED), die automatisch eine Sprachverbindung zur Sanitätsnotrufzentrale herstellen um den Ersthelfer von einer geschulten Fachperson zu unterstützen, sich über M2M-Modul und IoT überwachen lassen, per SMS Helfer in der Umgebung alarmieren und für die Rettungskräfte genaue Daten zum Standort liefern (Standorthinterlegung, GPS-Koordinaten). Dies hilft im Notfall Fehler zu vermeiden und erheblich Zeit in der Rettungskette einzusparen.
SanitätskofferWeiterhin gibt es den Sanitätskoffer, entsprechend der DIN 13155. Dieser ist weniger für die Verwendung im Rettungsdienst gedacht, sondern soll dem Sanitäter (siehe DIN 13050) im täglichen Dienst, im Katastrophen- und Zivilschutz und/oder dem Betriebssanitäter eine Grundausstattung zur erweiterten Ersten Hilfe zur Verfügung stellen.[4] Der Sanitätskoffer darf nicht mit dem Sanitätskasten gemäß der zurückgezogenen Norm DIN 14143, oder der Sanitätstasche gemäß der zurückgezogenen DIN 13160 verwechselt werden.
Ein- oder ZweikoffersystemeStatt eines Koffers, der sämtliches Material enthält, werden in Praxis mancherort zwei Koffern parallel verwendet. Hier wird das Material in einem Notfallkoffer Atmung mit Sauerstoff, Beatmung, Intubation, Absaugung sowie einem Notfallkoffer Kreislauf mit Infusionen, Medikamenten, Diagnostik- und Verbandmaterial getrennt gelagert.[5] Dadurch sind die Koffer deutlich leichter, rückenschonender zu tragen und entsprechend ihrem Inhalt am Patienten positionierbar (Atmungskoffer an das Kopfende, Kreislaufkoffer neben dem Patienten). Nachteilig ist an diesem System, dass zwei anstatt eines Koffers zu tragen sind, Material gegebenenfalls doppelt vorzuhalten ist und unter Umständen aus Gründen der Bequemlichkeit ein Koffer nicht mitgenommen wird. BehältnisDas Material ist ein stabiler Koffer aus Aluminium oder Kunststoff. Als Alternative zum Koffer als solches gibt es Notfalltaschen und Notfallrucksäcke, die meist aus Cordura oder Complan-Material gefertigt sind. Taschen und Rucksäcke haben ein geringeres Eigengewicht und lassen sich bequemer tragen und sind rückenschonend. Dadurch sind sie besonders in Einsatzfällen mit längeren Wegen zum Patienten, wie beim Rettungsdienst im ländlichen Bereich oder bei der Bergrettung besser geeignet. Dies gilt auch für enge Wohnungen und Treppenhäuser, da Rucksäcke für den Einsatz meist nicht komplett geöffnet werden müssen. Im Gegensatz zu Koffern öffnet man nur das Fach, welches man gerade benötigt. Somit verschmutzen die Materialien auch nicht so schnell. Weiterhin kann man Corduragewebe in Haushaltswaschmaschinen waschen. Das Gewebe leidet nur minimal.[6][7] Nachteilig ist bei Rucksäcken und Taschen, dass bei schlechter Packweise die recht empfindlichen Umverpackungen von z. B. Spritzen und Kanülen leichter verknicken und letzten Endes defekt sind und somit ausgetauscht werden müssen. Auch leidet, abhängig von der Packweise, die Übersichtlichkeit, da Materialien leichter verrutschen können als in starren Koffern. Bei neueren Modellen wird aber versucht, diesem Nachteil mit Fixierschlaufen, einklettbaren Klarsichtinnentaschen und Trennstegen entgegenzuwirken.
Siehe auchEinzelnachweise
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