Dieser Artikel befasst sich mit dem Mineralogen und Schriftsteller; für den gleichnamigen und ebenfalls in München ansässigen Maler siehe Franz Kobell.
Franz Wolffgang Ritter von Kobell, vor 1825 Franz Wolffgang Kobel (* 19. Juli1803 in München; † 11. November1882 ebenda), war ein deutscher Mineraloge und Schriftsteller. Er war Professor für Mineralogie in München.
Eine 1837 von Kobell mit einer Rohrkamera in Langzeitbelichtung angefertigte 4 × 4 cm große Photographie der Münchner Frauenkirche gilt als früheste photographische Aufnahme Deutschlands. Das Lichtbild ist ein bedeutendes Zeugnis der experimentellen Befassung Kobells mit dem Medium Fotografie.[10]
Grabstätte
Das Grab von Franz von Kobell liegt auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Mauer Rechts 216, gegenüber Gräberfeld 10). (Standort48.1287511.564930555556). Das Grab ist ein Ersatzgrab, vom ursprünglichen Grab ist nur noch die an der Mauer befestigte Platte erhalten.
Ehrungen
Im Süden von Regensburg ist in der sog. Ganghofersiedlung eine Straße nach ihm benannt.[11]
In den „Gasteiganlagen“, auch Maximiliansanlagen genannt, wurde im Jahre 1896 ein Denkmal zum Andenken an Kobell errichtet (Standort). Die von dem Bildhauer Benedikt König entworfene und bei Ferdinand von Miller gegossene Büste steht auf einem Natursteinpostament, an dessen Sichtseite eine Inschrift erhalten ist:
DEM MINERALOGEN UND VOLKSDICHTER FRANZ VON KOBELL ERRICHTET 1896
Im Jahr 2014 wurde das Denkmal aufwändig restauriert. Dabei wurde eine Inschriftentafel komplett neu angefertigt.
Wirken
Wissenschaftliche Tätigkeit
Kobell unternahm während der Herrschaft König Ottos in Griechenland 1834 auch eine wissenschaftliche Reise dorthin und war korrespondierendes Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und Träger hoher Orden. Das Mineral Kobellit, ein Wismut-Antimon-Bleierz, wurde nach ihm benannt. Seine Werke zur speziellen Mineralogie wie auch zur Mineralcharakteristik mit chemischen Methoden waren zu seiner Zeit weit verbreitet und wurden mehrfach übersetzt. So gab Kobell 1830 das Werk Charakteristik der Mineralien auf Grundlage ihres chemischen Verhaltens heraus, die erste zusammenfassende Darstellung auf diesem Gebiet. 1835 folgten die Tafeln zur Bestimmung der Mineralien mittels chemischer Versuche. Kobell erfand das Stauroskop, ein Gerät zur Beobachtung der Schwingungsrichtungen polarisierten Lichtes durch Kristalle, und arbeitete nach der Einführung der Galvanoplastik durch Moritz Hermann von Jacobi an galvanischen Vervielfältigungsmethoden. 1840 erfand er die Galvanografie.
Kobell spielte Zither und schrieb Erzählungen in oberbayerischer Mundart, dichtete aber auch im kurpfälzischen Dialekt seines 1779 in Mannheim geborenen Vaters. Kobells Themen kreisen um die Jagd, die Liebe und den Wein. Er gilt als Verfasser des Studentenliedes Burschen heraus!.
Seine später mehrfach dramatisierte und verfilmte Gschicht vom Brandner Kasper erschien 1871 in den Fliegenden Blättern. Diese Mundarterzählung, worin ein bayerischer Schlosser und Jagdgehilfe am Tegernsee dem Tod beim Kartenspiel und mittels „Kerschgeist“ ein Schnippchen schlägt, ist seine wohl bekannteste Hinterlassenschaft und wurde bisher dreimal (1949, 1975 und 2008) verfilmt.
Werke
Die Mineralogie. 2. Auflage. Brandstetter, Leipzig 1858 (Digitalisat).
Oberbayerische Lieder mit ihren Singweisen. Im Auftrage und mit Unterstützung Seiner Majestät des Königs für das bayerische Gebirgsvolk gesammelt und herausgegeben von Fr. v. Kobell. Mit Bildern von A. v. Ramberg. 2. Auflage. München 1871. Holzschnitt und Verlag von Braun & Schneider [die Erstausgabe erschien 1860].
Wildanger. Skizzen aus dem Gebiete der Jagd und ihrer Geschichte mit besonderer Rücksicht auf Bayern. Cotta, Stuttgart 1859.
Der Hausl' vo' Finsterwald. Der schwarzi Veitl. 'S Kranzner-Resei. Drei größere Gedichte nebst andern in oberbayerischer Mundart. Literarisch-artistische Anstalt, München 1852.
Gedichte in pfälzischer Mundart. München 1862 (5. Aufl.), online.
P'älzische G'schichte'. In der Mundart erzählt. München 1863, online.
G'schpiel. Volksstücke und Gedichte in oberbayerischer Mundart. München 1868, online.
Der Türkn-Hansl, a' Geschichtl aus'n Krieg vo' 1870 (Oberbayerisch), online.
Jagd- und Weinlieder in hochdeutscher, oberbayerischer und pfälzischer Mundart. Stuttgart 1889, online.
Literatur
Aloys Dreyer: Franz von Kobell – sein Leben und seine Werke. I. Teil, Lebens- und Entwicklungsgang, 1. Periode (1803–1845). Freising 1903.
Karl Haushofer: Franz von Kobell : Eine Denkschrift, München, 1884.
Angelika Jung-Hüttl: Franz von Kobell (1803–1882) als Naturwissenschaftler. Ein Beitrag zur Geschichte der Mineralogie in Bayern. Diss. TU München 1991.
Cornelia Kemp: Licht – Bild – Experiment. Franz von Kobell, Carl August Steinheil und die Erfindung der Fotografie in München. Wallstein Verlag, Göttingen 2024. ISBN 978-3-8353-5557-6.
Udo Kindermann: Der Dichter Scheffel, der Mineraloge Kobell und der Industrielle Zugmayer und Scheffels „Petrefaktisch Lied“, in: Jos. Victor von Scheffel zum 100. Todestag. Literarische Gesellschaft, Karlsruhe 1986, S. 25–43.
↑Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg, Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 512.
↑Zwanglose Gesellschaft: Hundertfünfzig Jahre Zwanglose Gesellschaft München 1837–1987, Universitätsdruckerei und Verlag Dr. C. Wolf und Sohn KG, München 1987, 159 Seiten
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 134.