Ford-Werke
![]() ![]() Die Ford-Werke GmbH ist eine Tochtergesellschaft der US-amerikanischen Ford Motor Company. Zur Ford-Werke GmbH gehören neben dem Stammwerk in Köln-Niehl (seit 1998 auch Sitz von Ford of Europe), in dem der Fiesta und die Ein-Liter-EcoBoost-Motoren gebaut wurden, ein Entwicklungs- und Ersatzteilzentrum in Köln-Merkenich, das Werk Saarlouis, das den Focus produziert, das Testgelände bei Lommel in Belgien sowie das Werk in Almussafes bei Valencia (Spanien, 2022 etwa 6000 Mitarbeiter) mit seiner Produktion der Modelle Mondeo, Galaxy, S-Max, Kuga, Transit Connect/Tourneo Connect und den Zweiliter-EcoBoost-Motoren. Die Produktion von Automobilen soll im Werk Saarlouis (4600 Mitarbeiter) im Jahr 2025 eingestellt werden,[1] wobei noch keine Entscheidung zu einer Nachnutzung der Räumlichkeiten gefallen ist. Der Focus soll zu diesem Zeitpunkt eingestellt und durch ein Elektromodell ersetzt werden, das in Valencia vom Band laufen soll. Nach 51 Jahren stellte das belgische Werk Genk am 18. Dezember 2014 die Produktion ein.[2] Standorte von Ford of Europe sind das Motorenwerk Bridgend in Wales sowie das Werk von Ford Romania in Craiova, das den EcoSport, Puma und auch Einliter-EcoBoost-Motoren herstellt. Nachdem das Fiat-Werk in Tychy (Polen) den Ka ab 2008 im Lohnauftrag gefertigt hatte,[3] lief der Nachfolger Ka+ für den europäischen Markt seit 2016 im neuen Werk Sanand (Indien, Distrikt Ahmedabad) vom Band. Mitte 2024 wurde das Ford-Forschungszentrum in Aachen nach fast 30 Jahren geschlossen.[4] Geschichte![]() Gründung in BerlinAm 17. August 1925 wurde im Deutschen Reich die 1920 erlassene Einfuhrsperre für ausländische Automobile aufgehoben. Bereits am 18. August 1925 wurde die Ford Motor Company Aktiengesellschaft ins Handelsregister von Berlin eingetragen. Am 2. Januar 1926 mietete die Firma die Lagerhalle 2 der BEHALA am Becken II des Westhafens in Moabit. Bis zu 300 Arbeiter montierten ab dem 8. April jenes Jahres[5] zunächst T-Modelle aus zugelieferten Teilen,[6] die auf an die Ringbahn angeschlossenen Gleisen verladen wurden. Ab 1928 wurde auch das Modell A dort gebaut. Insgesamt verließen rund 37.000 Fahrzeuge das Werk bis zu dessen Aufgabe im April 1931.[5] Dem Import fertiger Autos standen hohe Schutzzölle im Weg; für „schmiedeeiserne Teile“ gab es einen niedrigeren Zolltarif, den sogenannten „Milchkannentarif“. Das Zusammenschrauben von Autos aus importierten Bausätzen heißt im Branchenjargon CKD, SKD oder MKD (siehe Completely Knocked Down); es wird bis heute praktiziert. Umzug nach KölnAm 28. Oktober 1929 unterzeichnete der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer den Vertrag über den Bau des Ford-Werkes auf einem 170.000 Quadratmeter großen Gelände in Köln-Niehl. Seine Errichtung kostete 12 Millionen Reichsmark. Es war ursprünglich für eine Jahresproduktion von bis zu 250.000 Fahrzeugen ausgelegt. Der Unternehmenssitz wurde 1930 von Berlin nach Köln verlegt. Henry Ford nahm am 2. Oktober 1930 an der Grundsteinlegung teil. Am 4. Mai 1931 startete mit 619 Beschäftigten die Produktion des Modell A. Bereits drei Wochen nach der Eröffnung schloss das Werk wegen der Weltwirtschaftskrise und der Deutschen Bankenkrise. Kurz darauf wurde die Produktion jedoch fortgesetzt; 1931 liefen mehr als 6.000 Fahrzeuge vom Band.[6] 1932 wurde das Ford Modell B (zweite Generation) in den USA eingeführt; im Sommer 1932 rollte der erste Ford B unter dem Namen „Ford Rheinland“ in Köln vom Band. In der Zeit des Nationalsozialismus![]() ![]() 1932 rollte der erste Ford Köln vom Band; 1935 gefolgt vom Ford Eifel, von dem bis zum Kriegsbeginn rund 62.000 Fahrzeuge gebaut wurden. In den 1930er-Jahren lag Ford hinter Opel, der Auto Union und Daimler-Benz auf Rang vier der Zulassungsstatistik. Als Nachfolger des Ford Eifel kam 1939 der Taunus G93A („Buckeltaunus“) auf den Markt. Kurz darauf musste Ford auf staatlichen Druck die Produktion privater Pkw einstellen und fertigte nur noch Fahrzeuge für die Wehrmacht. Ab 1939 firmierte Ford Deutschland als Ford-Werke AG. Während des Zweiten Weltkrieges produzierten Ford-Werke in Deutschland (Köln und Berlin-Johannisthal (Ambi-Budd)), den Niederlanden (Amsterdam) und Frankreich (Automobilwerk Poissy der Ford Société Anonyme sowie als Subunternehmer die Société des Usines Chausson in Gennevilliers) viele Fahrzeuge der deutschen Wehrmacht, insbesondere Lkw (Typ B/V 3000), schwere Einheits-PKW und Halbkettenfahrzeuge („Maultier“). Ford erklärte, die Kontrolle über die deutschen Werke verloren zu haben, wohl um sich des Makels zu entledigen, sein Unternehmen habe womöglich auf beiden Seiten des Atlantiks vom Zweiten Weltkrieg profitiert. Tatsache ist, dass bis zur Kriegserklärung Deutschlands an die USA im Dezember 1941 annähernd die Hälfte der Aktien in deutscher Hand waren und die Werke ab diesem Zeitpunkt durch den Reichskommissar für die Behandlung feindlichen Vermögens – Johannes Krohn – verwaltet wurden. Die Machthaber im Dritten Reich verboten die Benutzung des Ford-Logos,[7] stattdessen prangte während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg der Kölner Dom auf dem Kühlergrill der Ford-Modelle. Als der Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg von britischen und amerikanischen Streitkräften ab 1943 verstärkt gegen Industrieanlagen geführt wurde, gerieten auch die Kölner Ford-Werke ins Visier. Ein Angriff vom 18. Oktober 1944 betraf vor allem das Testgelände und Unterkünfte von Arbeitskräften. Größere Schäden erlitten die Werksanlagen während der Schlacht um Köln (5. bis 7. März 1945). Truppen der Wehrmacht beschossen vom rechten Rheinufer aus mit ihrer Artillerie US-Truppen.[8] Nach Angaben der Ford Motor Company Archives wurden in den deutschen Ford-Werken ausländische Arbeitskräfte aus Ost- und Westeuropa (meist Zwangsarbeiter: Kriegsgefangene, italienische Militärinternierte und Häftlinge aus dem Konzentrationslager Buchenwald) zur Arbeit eingesetzt.[9] Nachkriegszeit![]() ![]() ![]() ![]() Am Tag der deutschen Kapitulation lief die Produktion von Lastkraftwagen, Motoren und Ersatzteilen wieder an. Pkw durften nicht produziert werden, dies war gemäß alliierter Absprache zunächst ausschließlich den Briten vorbehalten. Ab November 1948 stellte Ford in Köln das Vorkriegsmodell des „Buckeltaunus“ wieder her. Die erste deutsche Ford-Neukonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg, der „Weltkugeltaunus“ (Taunus 12M – Meisterstück), folgte im Januar 1952. 1958 wurde mit 128.000 produzierten Fahrzeugen erstmals eine sechsstellige Produktionszahl erreicht, zu diesem Zeitpunkt arbeiteten mehr als 10.000 Menschen bei Ford in Köln. Ein akuter Arbeitskräftemangel veranlasste Ford zu Beginn der 1960er-Jahre zur Anwerbung türkischer Gastarbeiter. Die IG Metall reagierte auf den unterdurchschnittlichen gewerkschaftlichen Organisationsgrad mit einer gezielten Kampagne: der Ford-Aktion (1960–1966). Da der Platz in den Kölner Produktionshallen nicht mehr ausreichte und der Ankauf eines neuen Werksgeländes im Ruhrgebiet scheiterte, errichtete Ford ein neues Werk nahe der belgischen Kleinstadt Genk; Mitte der 1960er-Jahre kam im belgischen Lommel ein neues Testgelände hinzu. 1965 wurden erstmals mehr als 500.000 Fahrzeuge produziert; im selben Jahr nahm das Unternehmen in Köln-Merkenich ein neues Forschungszentrum in Betrieb. 1967 wurde Ford Deutschland zusammen mit Ford of Britain in Ford of Europe überführt. Der Sitz blieb in Köln, die Geschäftsführung residierte von 1966 bis Mitte der 1980er-Jahre im so genannten „Ford-Hochhaus“ in Köln-Deutz.[10] 1970 wurde das Werk in Saarlouis eröffnet. 1972 beschäftigte Ford 54.300 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von 5,8 Milliarden DM. Vom 24. bis zum 30. August 1973 kam es im Kölner Ford-Werk zu einem wilden Streik, mit dem vor allem türkische Beschäftigte gegen die fristlose Entlassung von 300 Kollegen, gegen hohe Bandgeschwindigkeiten und für höhere Löhne kämpften. 1990 gehörten 50.100 Mitarbeiter dem Unternehmen in Deutschland an und der Jahresumsatz betrug 20,754 Milliarden DM. Am 20. Oktober 1977 zerstörte ein Großbrand etwa 75 % des zentralen Ford-Ersatzteillagers in Köln-Merkenich und verursachte Schäden von 370 Millionen Mark. Es handelte sich um den größten Einzelschaden in der Geschichte der deutschen Feuerversicherung. Mit Hilfe der übrigen europäischen Ford-Ersatzteilzentren und des erhalten gebliebenen Rechenzentrums konnten die Teilelieferungen bereits zwei Tage nach dem Brand wieder aufgenommen werden;[11] allerdings sind viele Teile für ältere Pkw-Modellreihen seitdem nicht mehr lieferbar. 1994 wurde in Aachen das Ford Forschungszentrum (FFA) angesiedelt, wo rund 250 Mitarbeiter bis 2024 an der Entwicklung alternativer Antriebe, neuer Motorengenerationen und aktiver Fahrwerksysteme wie beispielsweise der Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation arbeiteten. Es war das einzige Forschungszentrum des Ford-Konzerns außerhalb von Detroit. Von der Aktiengesellschaft zur GmbHDie heutige Ford-Werke GmbH entstand aus der Umwandlung der Rechtsform in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung am 26. November 2004. Dies erfolgte 2002 nach einem Ausschluss von Minderheitsaktionären („Sqeeze-out“), in dem die Ford Deutschland Holding GmbH über 95 % der Anteile der deutschen Ford-Werke-AG-Aktien erwarb. Ende 2004 beschäftigte Ford in Deutschland rund 28.000 Mitarbeiter. Im Oktober 2009 waren in Köln über 17.000 und in Saarlouis 6500 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt arbeiteten rund 29.000 Menschen für die Ford-Werke GmbH, die jährlich über eine Million Fahrzeuge produzierten und 2008 einen Jahresumsatz von 19,762 Milliarden Euro erwirtschafteten.[6][12] 2022 arbeiten im Werk Saarlouis noch 4600 Menschen. 2025 soll dort die Produktion des Focus mit Verbrennungsmotor auslaufen. Das Ford-Management hat im Juni 2022 entschieden, eine Elektroauto-Plattform in dem Werk in Valencia (Spanien) zu bauen, nicht in Saarlouis.[13] Im direkten Umkreis der Produktionsstätten in Köln und Saarlouis haben sich viele Zulieferer in Industrieparks angesiedelt (z. B. Benteler, Faurecia, Lear, HL Logistics, Ferrostaal Automotive), bei denen jeweils weitere 2000 Mitarbeiter beschäftigt sind.[14] 2015 war Ford mit 25.426 Beschäftigten der drittgrößte US-amerikanische Arbeitgeber in Deutschland.[15] Nach schweren Verlusten 2018 kündigte die in Köln sitzende Zentrale von Ford Europa Werksschließungen und eine Verkleinerung um 12.000 Beschäftigte an, wobei 3200 der in Deutschland abzubauenden 5400 Arbeitsstellen bis Juli 2019 bereits entfallen seien.[16] Bis Ende 2019 war der Stellenabbau hier auf 4000 fortgeschritten; 1000 Mitarbeiter waren (Stand Dezember 2019) insbesondere im Prototypen- und Werkzeugbau in Kurzarbeit, weil es an neuen Modellen mangelt und die Fertigung des Streetscooter pausiert.[17] Am 15. September 2023 meldete die Nachfolgegesellschaft des Streetscooter, B-ON Insolvenz an.[18] Straffung der Modellpalette und Entwicklung zum ElektroautoproduzentenGegen Ende der 2010er-Jahre begann Ford Europe das bisherige Modellangebot stark auszudünnen. So wurden bis 2024 der Ka+, der Fiesta, der EcoSport, der Edge, die Vans B-Max, C-Max, Grand C-Max, S-Max und Galaxy sowie das langjährige Mittelklassemodell Mondeo ersatzlos eingestellt. Der Focus soll Ende 2025 folgen. Es verblieben (Stand Juli 2024) neben dem Focus die SUVs Puma und Kuga sowie einige Transporter und direkt aus den USA importierte Exoten. ![]() 2020 führte Ford mit dem Mustang Mach-E, ein SUV-Coupé, erstmals ein reines Elektromodell ein. Seit 2024 rollen am Standort Köln die ersten europäischen Elektroautos von Ford von Band. Mitte dieses Jahres wurde der vollelektrische Explorer eingeführt. Ein Capri genanntes, etwas größeres Modell folgte Ende 2024. Ford verwendet dabei die Elektro-Plattform („MEB“) des Volkswagen-Konzerns, dafür sollten in den Jahren 2021 bis 2023 eine Milliarde Dollar am Standort investiert werden. Ab dem Jahr 2030 soll es bei Pkws ausschließlich rein batterieelektrische Fahrzeuge geben, dann will Ford in Europa auch keine Plug-in-Hybride mehr verkaufen.[19] NutzfahrzeugeDie 1926 in Berlin begonnene und 1931 nach Köln verlagerte Lkw-Fertigung in Deutschland wurde 1961 wegen chronisch sinkender Verkaufszahlen eingestellt. Vor allem die von Ford 1955 neu entwickelten, ventillosen Zweitakt-Dieselmotoren vermochten die Kunden nicht zu überzeugen, da sie technisch noch nicht ausgereift waren, als sie auf den Markt kamen, und den bis dahin guten Ruf von Ford-Lkw deswegen gründlich ruinierten. Die ab den 1970er-Jahren gemachten Versuche, mit im Ausland gefertigten Lastwagen (z. B. Ford Transcontinental (ab 1975) und Ford Cargo (ab 1981)) wieder in Deutschland Fuß zu fassen, blieben erfolglos, so dass sich Ford hier bis 1996 erneut aus dem Markt für schwere Lkw zurückzog (siehe auch Hauptartikel Ford Nutzfahrzeuge). NeuzulassungenNeuzulassungen von Ford-Pkw in Deutschland
Quelle:[20] Neuzulassungen von Ford-Pkw im Deutschen Reich von 1933 bis 1938
Quelle:[21] Zeitleiste der europäischen Ford-ModelleTypenübersicht der Ford-Pkw in Deutschland
Literatur
WeblinksCommons: Ford Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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