Der Dolomitenmann ist ein seit 1988 jährlich Anfang September stattfindender Mehrkampf-Staffelwettbewerb in Lienz/Osttirol. Seit 1997 ist Red BullHauptsponsor der Veranstaltung, welche nunmehr als Red Bull Dolomitenmann bekannt ist. Der Veranstalter bewirbt den Lauf als „Der härteste Teambewerb der Welt“.
Der Wettbewerb stand bis einschließlich 2022 nur männlichen Athleten offen.[1][2][3]
Dies begründete der Organisator Werner Grissmann damit, Frauen schützen zu wollen, da der Wettbewerb für „die Härtesten unter der Sonne konzipiert“ sei, er „Frauen nicht so leiden sehen“ wolle und es „nicht mit ihrer Ästhetik vereinbar“ sei.[4][5][6] 2017 stand erstmals ein Nebenwettbewerb auch für Frauen offen.[7]
Seit 2023 steht die Anmeldung für den Bewerb selbst auch weiblichen Teilnehmern frei. Der Name sollte jedoch unverändert bestehen bleiben, da es sich um die Marke „Dolomitenmann“ handelt, vergleichbar mit den Ironman-Bewerben.[8][9]
Ablauf
* Stand 2024
Die Bergläufer starten um 10:00 Uhr am Lienzer Hauptplatz (674 m ü. A.). Von dort laufen sie im Flachen nach Amlach. Es folgt im Goggsteig ein markanter, felsiger Anstieg bis zur Gogghütte (360 Höhenmeter auf 900 m Strecke). Nach einer 2 km langen, ebeneren Passage kommt der Einstieg in das Hallebachtal (1374 m). Ziel der Bergläufer ist das Kühbodentörl auf 2441 m.[10]
Nach dem Abschlag durch den Bergläufer läuft der Paragleiter zunächst – mit noch eingepacktem Schirm – zum Startplatz. Beim ersten Flug muss ein Pylon korrekt umflogen werden. Dann erfolgt die Zwischenlandung am Taxer Moos auf der Moosalm (1000 m ü. A.). Von dort muss – mit geschultertem Schirm – der Aufstieg zum „Damenstart“ (1120 m ü. A.) zurückgelegt und der zweite Flug in das Dolomitenstadion in Lienz (674 m ü. A.) absolviert werden. Nach einer halben Stadionrunde ist das Ziel des Paragleiters erreicht.[11]
Nach der Übergabe an den Mountainbiker führt der Weg erneut an der Moosalm vorbei zur Hochsteinhütte (2057 m ü. A.). Dabei muss das Mountainbike mehrmals geschultert werden, bevor über die Moosalm zur Übergabe in der Glanzer Schottergrube abgefahren wird.[12]
Der Kajaker muss den obligatorische „Alpinstart“ absolvieren: Aus rund sieben Metern Höhe fällt er dabei im Kajak sitzend in den Fluss Isel. Darauf folgt eine Regatta über 6 km bei der diverse Aufwärtszonen, Flussquerungen und eine verpflichtende 360 Grad Eskimorolle bewältigt werden müssen. Nach dem Ausstieg bei der Fischwirtsbrücke erfolgt ein letzter Sprint mit dem gesamten Equipment zum Ziel am Lienzer Hauptplatz.[13]
Jede Disziplin ist dabei dahingehend angepasst, so dass sie nicht mit üblichen Wettbewerben der jeweiligen Disziplin vergleichbar ist:
die Berglauf-Strecke ist zum Teil so steil, dass Leitern eingesetzt werden müssen
das Schultern des Schirmes ist bei anderen Hike-and-Fly-Wettbewerben nicht üblich
der Kajaker hat eine unüblich lange Strecke zu bewältigen; außerdem muss das Kajak zwischenzeitlich getragen werden
die Mountainbike-Strecke ist teilweise so steil, dass das Rad getragen werden muss
Ausrüstung
Berglauf
Für den Berglauf gibt es keine Einschränkung bezüglich der Ausrüstung.[10]
Paragleiten
Beim Paragleiten gab es die größten technischen Änderungen seit Beginn des Wettbewerbes: Mit den Schirmen, die bei der ersten Austragung verwendet wurden, wäre die Talquerung der heutigen Strecke nur bei idealen Bedingungen machbar. Demgegenüber werden bei den aktuellen Austragungen meist Miniwings verwendet, da man mit einem regulären Schirm den Zwischenlandepunkt zu hoch erreichen würde. Außerdem sind diese schneller.
Zudem sind inzwischen nur noch Seriengeräte bis EN D zugelassen. Auch die Gurtzeuge müssen nach LTF zugelassen sein und das Mitführen eines Rettungsfallschirmes wird inzwischen kontrolliert.[11]
Mountainbiken
Auch die verwendeten Mountainbikes haben sich seit der ersten Austragung stark verändert. In dieser Kategorie gibt es aber keine weiteren Einschränkungen bezüglich Material.[12]
Osterreich Markus Kröll – (Absage) Deutschland Thomas Hilger Italien Roland Stauder
3:00:28,7
Paragleitbewerb wurde wetterbedingt abgesagt. Im Gegensatz zu den anderen Absagen (1996 und 2007) scheinen die Paragleiter nicht auf der Ergebnisliste auf.
Vereinigte Staaten Joseph Gray Schweiz Chrigel Maurer Italien Juri Ragnoli Tschechien Lukáš Kubričan
3:47:02
Wetterbedingt musste die Berglauf-Strecke auf den Hochstein verlegt werden[48]. Bei den Paragleitern wurde auf der Moosalm gestartet, und wie bisher bei verkürzter Strecke zum Damenstart gelaufen. Dann erfolgte ein kurzer Flug zurück zur Moosalm und nach einem zweiten Lauf zum Damenstart der reguläre Flug ins Dolomitenstadion.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Auflagen wurde die Strecke modifiziert, um Start und Zieleinlauf in das Dolomitenstadion zu verlegen. Daraus ergibt sich die neue Abfolge, dass der Mountainbiker an den Kajaker übergibt und dieser am Kosaken-Friedhof wieder zurück an den Mountainbiker, der dann eine zweite Sektion (ähnlich der traditionellen Route) bewältigt.[50]
Kenia Richard Atuya Italien Tobias Grossrubatscher Kolumbien Leonardo Paez-Leon Deutschland Hannes Aigner
4:12:05
Wegen der Hochwasser-Verbauung der Isel[55] wird Kanuslalom-Strecke angepasst. Im Zuge dessen wurde auch das Reglement in diesem Bewerb überarbeitet. Erstmals starteten Mixed-Teams, nachdem 2023 erstmals Frauen-Teams startberechtigt waren.
Osterreich Alexander Hanreich Brasilien Felix Emmenegger Osterreich Alexander Doninger Slowenien Ana Steblaj
05:23:51
Legende
Bedeutung
Nicht in den Dolomiten ausgetragen
Paragleit-Bewerb abgesagt
Paragleit-Bewerb auf verkürzter/alternativer Strecke
Der Schnellste eines jeden Teilwettbewerbes erhält eine, zur jeweiligen Disziplin gestaltete, Trophäe und darf den Titel Dolomitenmann tragen.
Bis 2019 wurden die Trophäen von Jos Pirkner gestaltet. 2020 übernahm der Lienzer Bildhauer Gerold Leitner die Gestaltung von Pirkner, der zu diesem Zeitpunkt bereits 92 Jahre alt war.[56]
Diese Liste bezieht sich auf die Einzeldisziplinen, nicht auf die Gesamtsiege. In Bezug auf Team-Siege ist Markus Kröll (AUT) mit sieben Siegen Rekordhalter (1997–2002, 2006), obwohl er lediglich 2002 die Einzeldisziplin gewinnen konnte.
Diese Liste bezieht sich auf die Einzeldisziplinen, nicht auf die Gesamtsiege. Da es erst seit 2023 Frauen-Teams zugelassen sind, gibt es hier erst eine Mehrfach-Siegerin.
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Disziplin
Name
Siege
Zeitraum
01.
1.
Italien Elisabeth Kofler
2
2023–2024
* Stand September 2024
Ähnliche Bewerbe
Inzwischen wurden etliche ähnliche Veranstaltungen etabliert, die an den Dolomitenmann anlehnen:
2005 wurde in Kapstadt einmalig der Red Bull Cape Town Man ausgetragen, in dem sich Teams in den Sportarten Kitesurfen, Mountainbiken, Berglauf und Paragleiten antraten.
Red Bull Elements ist ein Staffelbewerb, der an den Dolomitenmann angelehnt ist. Der Bewerb in den Disziplinen Rudern, Traillauf, Paragleiten und Mountainbiken wurde von 2011 bis 2018 jährlich in Annecy ausgetragen.[58][59]
Bis zum 27. Dolomitenmann, am 6. September 2014, war die Reihenfolge der Bewerbe unterschiedlich: der Paragleiter übergab in Leisach an den Kajaker. Der Wettbewerb wurde vom Mountainbiker beendet. Die Änderung ermöglicht es den Teams den Zieleinlauf gemeinsam zu absolvieren.[60]
Beim 28. Dolomitenmann, am 12. September 2015, wurde die Übergabe vom Paragleiter zum Mountainbiker von Leisach nach Lienz verlegt, um dem erhöhten Zuschauerandrang gerecht zu werden. Laut Schätzungen der Veranstalter waren ca. 45.000 Zuschauer auf der Strecke dabei.
Beim 37. Dolomitenmann, am 7. September 2024, wurde die Übergabe vom Mountainbiker zum Kajaker von Leisach nach Ainet (Glanzer Schottergrube) verlegt. Grund dafür war die Hochwasser-Verbauung der Isel, durch die die ursprüngliche Streckenführung nicht mehr möglich war.[55]
2015 startete mit Gerald Rosenkranz (AUT) ein Einradfahrer auf der Mountainbike-Etappe.[61]
Wendelin Ortner (AUT – Paragleiten) ist der einzige Teilnehmer, der bei allen 37 Austragungen am Start war.[62][63]
Der Paragleit-Bewerb musste bisher dreimal abgesagt werden (1996, 1998 und 2007). Aufgrund einer Regeländerung ist eine weitere Absage nicht mehr vorgesehen. Stattdessen wird entweder auf verkürzter Strecke ausgetragen (2008, 2017 und 2019 - nur zweite Etappe von Moosalm), oder die Athleten müssen zumindest einen Teil laufend bewältigen. Bei Absage eines Bewerbes, bzw. wenn keine physische Übergabe erfolgen kann, wird die nächste Disziplin laut Gundersen-Methode gestartet.
Petro Mamu (ERI) wurde neben seinen Weltmeister-Titel auch sein fünfter Sieg der Einzelwertung beim 30. Dolomitenmann 2017 nachträglich aberkannt, nachdem ihm Doping nachgewiesen wurde.[45][57]
Der Wettbewerb wurde nur 1990–1992, 1995 und 2007 von Teams mit ausschließlich einer einzigen Nationalität gewonnen.
Obwohl beim 36. Dolomitenmann, am 9. September 2023, Frauenteams teilnahmen, gab es keine Ehrung der schnellsten Frauen. Lediglich das schnellste Frauen-Team wurde bei der Siegerehrung erwähnt und erhielt auch kein Preisgeld.[66]