Bereits im Jahr 2003 stellte Alfa Romeo den Kamal als seriennahes Konzeptfahrzeug eines SUV auf dem Genfer Auto-Salon[2] auf Basis des 159 und des Brera vor (GM-Fiat-Premium-Plattform),[3] verfolgte die Entwicklung aber nicht weiter.
Der deutsche Ingenieur und damalige Alfa-Romeo-Chef Harald J. Wester veröffentlichte im Mai 2014 ein Konzeptpapier der Marke Alfa Romeo, in dem er eine geplante Modelloffensive für die folgenden Jahre zeigte. Darin waren auch zwei SUVs enthalten.[4]
Für das äußere Design war der italienische und damalige Designchef des Centro Stile Alfa Romeo Alessandro Maccolini verantwortlich.[5] Er entwarf auch den Alfa Romeo 4C.[6]
Sondermodell Stelvio Racing mit Bezug zum Alfa Romeo-Racing-Formel-1-Team auf dem Genfer Auto-Salon 2019
Heckansicht
Alfa Romeo Stelvio QV (seit 2023)
Vermarktung
Alfa Romeo stellte den Stelvio formal erstmals auf der LA Auto Show am 16. November 2016 öffentlich vor.[8] Der Name des Fahrzeugs bezieht sich auf das Stilfser Joch (italienischPasso dello Stelvio), den höchsten Gebirgspass Italiens.
Seit dem 18. Januar 2017 kann der Stelvio in Deutschland bestellt werden, zunächst war er jedoch nur als First-Edition-Sondermodell zu Preisen ab 56.000 Euro erhältlich. Dieses beinhaltet nur den aus dem Alfa Romeo Giulia bekannten 206 kW (280 PS) starken Zweiliter-Ottomotor mit einem 8-Gang-Automatikgetriebe und Allradantrieb. Außerdem umfasst das Sondermodell Bi-Xenon-Scheinwerfer, Lederausstattung und eine Rückfahrkamera.[9]
Modellpflege
Baugleiches Lenkrad aus der Giulia vor Modellpflege (links) und nach Modellpflege (rechts)
Für das Modelljahr 2020 wurde der Stelvio überarbeitet. Die Materialien wurden im Innenraum aufgewertet, was vor allem an der überarbeiteten Mittelkonsole und dem neuen Gangwahlhebel aus Leder zu sehen ist. Gemeinsam mit der Lenkung wurde auch das Lenkrad überarbeitet. Eine neue Ausstattungsvariante Veloce Ti, die oberhalb der Veloce angelegt ist, wurde hinzugefügt sowie auch neue Farben.
Beim Topmodell Quadrifoglio wurden die gleichen Überarbeitungen durchgeführt. Zusätzlich wurden die Heckleuchten in Rauchglasoptik eingefasst, und eine Auspuffanlage von Akrapovič ist auch optional erhältlich. Neue Außenfarben sowie rote oder grüne Sicherheitsgurte sind auch verfügbar.[11]
Facelift
Neue Matrix-LED-Scheinwerfer im 3+3-Design
Ein Facelift erfolgte zum Modelljahr 2023. Wie auch bei der zeitgleich überarbeiteten Giulia werden fortan Voll-LED-Matrix-Scheinwerfer verbaut, die sich im sogenannten 3+3-Design optisch an das neueste Modell Tonale annähern und an frühere Modelle wie den SZ oder 159 erinnern sollen. Die Wabenstruktur der Kühlergitter wurde verändert, und die seitlichen Lufteinlässe wurden nun auch optisch verdeutlicht. Die Rückleuchten, die ebenfalls mit LEDs ausgestattet sind, sind in Rauchglasoptik eingefasst, was bis jetzt nur beim Topmodell Quadrifoglio, seit der ersten Modellpflege, verfügbar war.
Im Innenraum findet sich nunmehr serienmäßig ein 12,3 Zoll großes digitales Kombiinstrument, das in drei verschiedenen Layouts konfigurierbar ist. Wiederum analog zum Tonale werden Over-the-Air-Updates angeboten und auf Wunsch auch die digitale Wartungshistorie per NFT-Technologie fälschungssicher aufgezeichnet. Zum Start wurden ein Zweiliter-Vierzylinder-Ottomotor mit Allradantrieb und 206 kW (280 PS) sowie ein 2,2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit Allradantrieb und 154 kW (210 PS) angeboten.[12]
Im April 2023 wurde zum 100-jährigen Jubiläum des Quadrifoglio die überarbeitete Sportversion des Stelvio vorgestellt. Zusätzlich zu den genannten Neuerungen wurde das Fahrwerk leicht überarbeitet, das Torque Vectoring auf der Hinterachse durch ein mechanisches Sperrdifferential ersetzt und die maximale Leistung auf 382 kW (520 PS) erhöht. Zudem debütierte ein auf 100 Exemplare limitiertes Sondermodell Quadrifoglio 100° Anniversario.[13][14]
Vorne besitzt das Fahrwerk eine Doppelquerlenkerachse mit halbvirtueller Lenkachse und besteht zu 80 % aus Aluminium. Jedoch handelt es sich um eine spezielle, von Alfa Romeo patentierte Konstruktion, die für ein extrem präzises und sofort ansprechendes Lenk- und Fahrgefühl sorgen soll. Hinten wird die eigens patentierte Radaufhängung „Alfa Link“ verwendet. Sie setzt sich aus einer Mehrlenkerachse mit viereinhalb Elementen zusammen und besteht zu 45 % aus Aluminium. Sie weist eine kompakte und spezielle Bauweise auf, die für ein sehr präzises und komfortables Fahrverhalten verantwortlich sein soll. Die Lenkung wird elektromechanisch unterstützt und hat eine Übersetzung von 12:1.[15][16]
Allradsystem
Neben Hinterradantrieb wird der Stelvio auch mit einem „Q4“ genannten zuschaltbaren Allradantrieb angeboten. Der Frontantrieb wird durch ein elektrisch betätigtes Verteilergetriebe zugeschaltet, die für das System zuständige Elektronik verfügt über Sensoren für Längs- und Querbeschleunigung, Lenkwinkel oder Drehbewegungen um die Hochachse und erhält Informationen über die jeweiligen Raddrehzahlen. Der Frontantrieb wird erst bei Schlupf an der Hinterachse zugeschaltet. Das Gewicht des Allradantriebs „Q4“ beträgt inklusive der zwei zusätzlichen Antriebswellen und des im System befindlichen Öls weniger als 50 kg.[15][17]
Bremssystem
Wie auch die Giulia ist der Stelvio mit dem Brake-by-Wire-Bremssystem MK C1 von Continental ausgestattet. Das elektrohydraulische Modul fasst die Funktionen und Bestandteile der Bremsbetätigung, des Bremskraftverstärkers sowie des Regelsystems ESP und ABS in einem Bauteil zusammen. Alfa Romeo selbst bezeichnet dieses System als „IBS“ (integriertes Bremssystem).[18] Laut Continental wird der Bremsdruck in 150 ms erreicht, was in etwa doppelt so schnell wie herkömmliche moderne Systeme ist. Weiterer Vorteil dieses Systems ist eine Gewichtsreduzierung von etwa 30 %.[19] Da es sich hier um eine elektrohydraulische Betätigung handelt, sind verschiedene Bremscharakteristiken je nach gewähltem Fahrmodus möglich.[20]
↑Uli Baumann: Ein Hauch von Facelift für 2023. In: auto motor und sport. Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 27. Oktober 2022, abgerufen am 1. November 2022.