Neben seinen künstlerischen Tätigkeiten arbeitete er als Musikjournalist, Autor von Promotiontexten für Musiker der österreichischen World-Music- und Jazzszene, Gestalter von Radiofeatures und DJ. 2004 begründete er das MusikfestivalBalkan Fever, dessen künstlerischer Leiter er bis zur Einstellung des Festivals im Frühjahr 2012 war.[3]
Für die Wiener StraßenzeitungAugustin (für die er unter dem Pseudonym Tricky Dicky Cartoons anfertigt[5]) schrieb er 2006/07 eine 30-teilige Essayserie zu Karl Kraus, die als Buch 2008 bei Turia + Kant und in einer erweiterten Neuauflage 2016 im Klever Verlag erschien. Seine gesammelten Essays, Polemiken, Artikel und Glossen sind in den beiden Anthologien Rost und Säure (2014) und Unruhe vor dem Sturm (2017) versammelt. In Anlehnung an Ambrose Bierces Aphorismenlexikon The Devil's Dictionary aus dem Jahr 1911 publizierte Schuberth Das neue Wörterbuch des Teufels.
Der feministisch-philosophische SchelmenromanChronik einer fröhlichen Verschwörung, erschienen 2015 im Paul Zsolnay Verlag, kam auf die Shortlist des aspekte-Literaturpreises des ZDF[6] für das beste deutschsprachige Prosadebüt und wurde für den österreichischen Literaturpreis Alpha[7] nominiert. Joseph Wälzholz urteilte in der Literarischen Welt: „Es gibt wohl keinen Gegenwartsroman, der so zeitbezogen und gleichzeitig so überzeitlich ist. Mit einem Witz, der seinesgleichen sucht (und kaum zu finden sein wird), baut Schuberth hier die abgründigsten Reflexionen ein. […] Was für ein Buch! Richard Schuberth hat schon jetzt den Roman des Jahres geschrieben.“[8] Sein nächster Roman Bus nach Bingöl, erschienen 2020 im Drava Verlag, führt in die Provinz Tunceli.
Schuberths erstes DramaFreitag in Sarajevo (fertiggestellt 1998 und uraufgeführt in Bosnien vom Ensemble Ars Vivendi[9]), Peter Handke nannte es ein „schön-böses, klarsichtiges Stück“,[10] markiert auch den ersten literarischen Niederschlag seines langjährigen Interesses für Geschichte und Kultur Südosteuropas. Es folgten vier weitere gesellschaftskritische Komödien. Wie Branka sich nach oben putzte feierte 2011 unter Regie von Aslı Kışlal (daskunst) im 3raum-Anatomietheater Premiere.[11] Mit dem Sachbuch Lord Byrons letzte Fahrt legte er die erste deutschsprachige Monographie zum Griechischen Unabhängigkeitskrieg 1821–1829 vor.
Mit seinem essayistischen Buch Narzissmus und Konformität (2018 bei Matthes & Seitz) bürstete Schuberth die psychologische Narzissmusdiagnose gegen den Strich und entwarf das Panorama einer zutiefst und notwendig narzisstischen Gesellschaft.
Richard Schuberth gewann im Rahmen der Grazer Diagonale dreimal den Carl Mayer Drehbuchpreis (2003,[12] 2004,[13] und 2009[14]). Nur eines seiner Drehbücher wurde verfilmt (Aquanitis, Regie: Peter Mahlknecht),[15] das einzige übrigens, das keinen Preis erhalten hatte, ehe er 2015 selbst als Regisseur debütierte, mit einer Kurzfassung seines Drehbuchs Die wundersamen Abenteuer des Nasreddin Kürtler.[16] Der 17-minütige Kurzfilm kam im Wiener Schikaneder Kino zur Uraufführung.[17]
Wenig bekannt ist Schuberths Affinität zu World Music. Seine erste Buchpublikation war das 500-seitige Musiklexikon CrossRoots, eine kritische Einführung in irische, schottische, englische und bretonische Folk- und Roots-Musik.[18] Seit seiner Kindheit studierte Schuberth ethnische Musik Europas, Asiens und Amerikas. In seiner Tätigkeit als Musikjournalist, Leiter des Festivals Balkan Fever, DJ,[19] Promoter von Musikern und Diskurskritiker trat er stets gegen kulturalisierende und konservative Lesarten von World Music auf und plädierte für atypische Zugänge.[20]
Karl-Markus Gauß schrieb über ihn: „Als Essayist, Kritiker und Polemiker behauptet sich Schuberth konsequent gegen den intellektuellen Konformismus, der über die bekannten Dinge die bekannten Meinungen hat. Damit nicht genug weiß er, was er zu sagen hat, auch noch scharf und elegant zu formulieren.“[21] Und Armin Sattler (ORF.at) resümiert auf dem Cover von Schuberths Textsammlung Unruhe vor dem Sturm: „Einer der Letzten, die den Beweis erbringen, dass Sprachkomposition keine Fleißaufgabe, sondern Treue zu Sache und Humanität bedeutet. Einer der Ersten aber, die Engagement mit frivoler Leichtigkeit und Witz legieren. Der Vergleich mit Karl Kraus hinkt, wenn man nicht Oscar Wilde als zweites Bein hinzugesellt.“[22]
Publikationen (Auswahl)
CrossRoots. Lexikon der irischen, schottischen, englischen und bretonischen World, Folk und traditionellen Musik. Lamuv Verlag, Göttingen 2002, ISBN 3-88977-701-5.
Wartet nur, bis Captain Flint kommt. Literaturedition Niederösterreich, St. Pölten 2007, ISBN 978-3-901117-88-6. (Drama)
30 Anstiftungen zum Wiederentdecken von Karl Kraus. Turia + Kant, Wien 2008, ISBN 978-3-85132-531-7. (Essays)
Balkan erlesen. (Hrsg.: Doris Grießer), Wieser Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2009, ISBN 978-3-85129-824-6. (Reader mit drei Essays von Richard Schuberth)
Wie Branka sich nach oben putzte. Drava Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2012, ISBN 978-3-85435-684-4. (Drama)
Trommeln vom anderen Ufer des großen Flusses. Drava Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2013, ISBN 978-3-85435-699-8 (Drama)
Rost und Säure (3 Bde.). Drava Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2013, ISBN 978-3-85435-718-6 (Essays, Polemiken, Satiren)
Das neue Wörterbuch des Teufels. Klever Verlag, Wien 2014, ISBN 978-3-902665-75-1 (Aphorismen, Essays)
Frontex – Keiner kommt hier lebend rein. Drava Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2014, ISBN 978-3-85435-744-5 (Drama)
Chronik einer fröhlichen Verschwörung. Zsolnay Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-552-05714-2 (Roman)
Bevor die Völker wussten, dass sie welche sind. Promedia Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-85371-397-6 (Sachbuch, Essays)
Karl Kraus – 30 und drei Anstiftungen. Klever Verlag, Wien 2016, ISBN 978-3-903110-11-3 (Essays)
Unruhe vor dem Sturm (2 Bde.). Drava Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2017, ISBN 978-3-85435-822-0 (Essays, Polemiken, Predigten)
Narzissmus und Konformität. Selbstliebe als Illusion und Befreiung. Matthes & Seitz, Berlin 2018, ISBN 978-3-95757-634-7 (Essay)